Drei Hessen in Val-de-Reuil
Nachdem Maryse Luzolo (LG Eintracht Frankfurt), Simon Schütz (SV Hohenstein) und Ich (LAZ Gießen) uns bei den Deutschen Jugend Meisterschaften jeweils auf dem „Treppchen“ platziert hatten, stellten wir schnell fest, dass wir zusammen zum Länderkampf zwischen Italien, Frankreich und Deutschland nach Val-de-Reuil fahren würden.
Für Simon und mich kam diese Nachricht wohl ein wenig unerwarteter als für Maryse, die in der Vergangenheit schon Einsätze im Nationaltrikot hatte. Umso größer war jedoch die Freude darüber, dass ich, zwar über die 60m Hürden „nur“ als Ersatzläuferin, jedoch als ein Mitglied der 4x200m-Staffel mitfahren durfte.
Gedrückt wurde die Stimmung nur dadurch, dass Costa Laurenz (LAZ Gießen), der über die 200m und für die 4x200m-Staffel ebenfalls nominiert war, auf einen Start für die deutsche Nationalmannschaft verzichten musste, da er sich bereits vor den Meisterschaften verletzt hatte und eine weitere Belastung ausgeschlossen war.
Wir trafen uns also am 02. März am Frankfurter Flughafen, um gemeinsam mit einem Teil der Mannschaft nach Paris zu fliegen. Dort trafen wir die Athleten und Trainer, die von Berlin aus geflogen waren, darunter auch Jörg Schulte, unseren ehemaligen Wurf-Kadertrainer, und wir fuhren zusammen mit dem Bus in die 130 km entfernte Kleinstadt Val-de-Reuil.
Wir kamen mit einigen Stunden Verspätung an und hatten nur wenig Zeit unsere Zimmer zu beziehen bevor wir uns erneut am Bus trafen, um in die Halle zu fahren.
Nach einem kleinen Auftakt und dem Abendessen folgte eine Teambesprechung, in der uns der Ablauf der nächsten Tage und die Erwartungen an die Mannschaft mitgeteilt wurden. Dort erfuhr ich auch, dass ich aufgrund einer Umverteilung in der Mädchen-Mannschaft am nächsten Tag statt der Staffel die 60m Hürden laufen sollte.
Der Wettkampf am nächsten Tag verlief ohne größere Ausfälle seitens des deutschen Teams. Bei den Sprintdistanzen gab es jeweils zwei Läufe, deren Zeiten als Endergebnis addiert wurden. Mit meinem ersten Lauf war ich sehr zufrieden, da ich mich mit einer Zeit von 8.63 sec. als Zweite hinter der deutschen Meisterin Franziska Hoffmann platzierte. Im zweiten Lauf stimmte leider vom Start bis zur letzten Hürde überhaupt nichts mehr und ich wurde in einer Zeit von 8.84 sec. nur 5. was mich bedauerlicherweise im Endeffekt auf den vierten Platz zurückwarf.
Glücklicherweise gewann Deutschland mit einem deutlichen Vorsprung, sodass ich meine mäßige Leistung abends wieder vergessen hatte.
Währenddessen gewann Maryse den Weitsprung mit beachtlichen 6.27m und Simon wurde mit einer erneut starken Zeit von 21.64sec Dritter über die 200m. Allerdings musste er auf Grund eines zuvor erlittenen Bänderrisses auf den Einsatz in der Staffel verzichten.
Am Abend trafen sich alle Mannschaften zu einem gemeinsamen Essen und der Siegerehrung. Leider war unser Französisch nicht gut genug, um sie ausreichend nachvollziehen zu können. Trotz unseres Sieges in den Einzel- und Gesamtwertungen des Länderkampfes und des Winterwurf-Länderkampfes der U20 und U23 waren es die Franzosen und Italiener, die im weiteren Verlauf des Abends ihre Qualitäten als Partymenschen unter Beweis stellten. Die gesamte deutsche Nationalmannschaft nahm den ersten Bus zum Hotel zurück, wo ein Teil der Mannschaft unseren Sieg feierte und sich der Rest bei McDonalds oder vor dem französischen Fernsehen vergnügte.
Ich erlaube mit zu behaupten, dass es auch für Maryse und Simon und nicht nur für mich ein tolles Erlebnis war, im deutschen Nationaltrikot zu starten und bei der Siegerehrung die Nationalhymne zu hören. Ich hoffe, dass es für keinen von uns das letzte Mal war.
Von Ann-Christin Strack
07/03/2012