Staffellauf-Wettbewerb
Zum zweiten Mal haben zwölf Grundschulen aus Kreis und Stadt Gießen die schnellste Staffel über 800 Meter ermittelt. Für die Grundschule Gießen West geht’s nun ins Olympiastadion.
Direkt nachdem die Schlussläuferin der Grundschule Gießen West vor allen anderen über die Ziellinie rannte und die Uhr nach 800 Metern bei 2:09:70 Minuten stehen blieb, war klar: Die Grundschule Gießen-West steuert die Hauptstadt an. »Wir fahren nach Berlin«, sangen die sportlichsten Dritt- und Viertklässler im Jubelkreis nach dem Sieg im 16x50-Meter-Staffelwettbewerb der heimischen Grundschulen. Damit verteidigten die »Gastgeber« nicht nur den Titel vom Vorjahr, sondern stellten auch noch eine neue Bestzeit auf. Zur Belohnung geht’s am 27. August auf Einladung von ISTAF ins Berliner Olympiastadion – dort tritt die Grundschule Gießen-West in einem Einlagewettbewerb vor rund 50 000 Zuschauern auf.
»Wir haben richtig viel trainiert, deswegen war ich vor dem Lauf auch etwas nervös. Bei der Staffel-Übergabe habe ich immer mitgezittert«, sagte der zehnjährige Reoha Haddon vom Gießener Siegerteam. »Jetzt fahre ich mich mit meinen Freunden nach Berlin, das ist ziemlich cool.« Die erst zum zweiten Mal ausgetragene Veranstaltung, bei der zwölf Grundschulen aus Landkreis und Stadt Gießen die schnellste 16x50-Meter-Staffel ermittelten, fand großen Anklang.
»Hier wird die Leichtathletik in den Vordergrund gerückt und findet nicht wie die Kreismeisterschaften gefühlt in der hintersten Ecke statt«, sagte der 30-jährige Adrian Becker, LAZ-Trainer und Sportkoordinator der Siegerschule. Der begabte Zehnkämpfer sieht für seine Grundschüler in dem Laufwettbewerb gleich zwei Vorteile: »Die Kinder lernen, was Leichtathletik heißt: Nämlich auf den Punkt genau da zu sein. Wenn eine Staffel fallen gelassen worden wäre, hätten wir sicher fünf Sekunden verloren.« Zum anderen wunderte sich der Lehrer über das eine oder andere Kind: »Sie konzentrieren sich hier teilweise mehr als in der Schule.«
Neutrale Zuschauer vermisste man auf der Anlage weitestgehend – dafür stellte der Wettbewerb im Weststadion eher ein Treffen bekannter Leichtathleten da. So verfolgte Erich Gebhardt, u. a. Trainer von 800-m-Läufer Niklas Harsy, als frischer Rentner das Geschehen. »Als Stützpunkttrainer des Verbandes ist es meine Aufgabe nach Talenten zu schauen«, sagte der 64-Jährige. »Es ist aber schon schwierig, aus der Masse herauszustechen.« Gebhardt sah wie alle anderen einen zweigeteilten Endlauf. Den B-Lauf gewann die Grundschule Krofdorf-Gleiberg mit einer Zeit von 2:17:23 Minuten.
Ihr folgte die Schule am Diebsturm aus Grünberg mit 2:20:94. Dritter wurde die Sandfeldschule in 2:21:48. Schnellste Staffel im finalen A-Lauf wurde die Grundschule Gießen West in 2:09:70. In 2:12:82 absolvierte die Staffel der Wilhelm-Leuschner-Schule aus Heuchelheim die 800 Meter. Dritter wurde die Ludwig-Uhland-Schule in 2:13:56.
Sportkreis-Vorsitzender Prof. Dr. Heinz Zielinski hob schließlich die symbolische Bedeutung der Veranstaltung hervor: »Wir kämpfen gerade für die tägliche Sportstunde in den Grundschulen – jede Aktion, die zur Bewegung von Grundschülern beiträgt, hilft.« Und Lauftrainer Gebhardt lobte die Organisatoren Kurt Drolsbach und Volker Clarius, die auch im hohen Alter von über 80 Jahren noch aktiv sind: »Das verdient Anerkennung – ich weiß nicht, wie die Veranstaltung ohne sie weiter stattfinden soll.« Zielinski meinte gestern: »Sie müssen dafür sorgen, dass es einen Nachfolger gibt.«
Kurt Drolsbach, im roten Hemd gestern für jeden im Weststadion sofort erkennbar, signalisierte Bereitschaft, weiter mitzuwirken, stellte aber auch klar: »Das ist eine Schulsportveranstaltung und müsste demnach von der Organisation her eigentlich auch in diesen Bereich fallen.« Aktuell wird sie vom LAZ Gießen in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Schulamt veranstaltet. »Für mich waren das von der Organisation her in den letzten vier Wochen täglich bestimmt drei bis fünf Stunden Arbeit«, sagte der 82-jährige Drolsbach. Kinder, die sich ehrgeizig messen und Lehrer, die ihre Schüler stolz feiern sehen, werden es zu schätzen wissen.
Quelle: Sven Nordmann Gießener Allgemeine
30/06/2017