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WM-Plätze 7 und 8: Behrenbruch beweist
Nehmerqualitäten, Knobel patzt mit dem Stab


Pascal Behrenbruch übersprang mit dem Stab 4,90 Meter (Archivfoto: Iris Hensel)

Als alles vorüber war, standen Pascal Behrenbruch und Jan Felix Knobel im Daegu Stadium bei dem durchaus wohlwollend zugeneigten ARD-Moderator und wurden gefragt, was sie denn jetzt machen würden. Nun, da der WM-Zehnkampf 2011 beendet war und die Hessen hinter dem erfolgreichen Titelverteidiger Trey Hardee (USA/8.607 Punkte), dessen Landsmann Ashton Eaton (8.505) und dem Kubaner Leonel Suarez (8.501) die Ränge sieben (Behrenbruch/8.211) und acht (Knobel/8.200 Punkte) erreicht hatten. „Wir machen das Olympische Dorf unsicher“, antwortete Behrenbruch und schoss damit rein zeitlich etwas übers Ziel hinaus. Olympia in London, das ist ja erst nächstes Jahr, aber auch im WM-Dorf von Daegu dürften die beiden Zehnkämpfer von der LG Eintracht Frankfurt das eine oder andere Fass aufgemacht haben. Gründe hierfür gab es genügend. Zwar wurden nicht alle Träume wahr, im Gesamteindruck jedoch bot das Hessen-Duo eine eindrucksvolle Vorstellung.

Am ersten Tag hatte der 22-jährige Knobel die Schlagzeilen bestimmt, lag nach Bestleistungen im Weitsprung (7,30 Meter), Kugelstoßen (16,06 Meter) und im Hochsprung (1,96 Meter) nach fünf Disziplinen mit 4.169 Punkten auf dem zehnten Platz. Und damit 52 Punkte besser als bei seinem Hausrekord, den er Ende Mai in Götzis mit 8.288 Punkten erreicht hatte. „Im Hochsprung hätte ich gerne noch eine Höhe mehr gehabt, aber es war heute nicht leicht zu springen“, sagte Knobel dem Fachportal leichtathletik.de. Doch was sollte da erst Behrenbruch sagen? Insbesondere wegen des völlig verpatzten Weitsprungs (6,80 Meter) und den für seine Verhältnisse nur durchschnittlichen Leistungen im Kugelstoßen (16,01 Meter) und im Hochsprung (1,93 Meter). leichtathletik.de fasste sein Statement nach fünf Disziplinen, lediglich 4.021 Punkten und Rang 22 so zusammen: „Ich wusste im Vorfeld schon, dass ich schlecht drauf bin. Ich muss realistisch sein, es lief die ganze Zeit im Training nicht gut. Wie soll ich hier zwei Meter springen, wenn ich im Training bei fünf Versuchen einmal über 1,90 Meter komme? Die ganze Saison war schlecht. Ich hatte Rückenprobleme, die Ohren haben gepfiffen, seit März, seit dem Trainingslager in Südafrika. So ein Problem hatte ich schon einmal. Ich bin in Topform, komme nach Hause und alles ist schlecht. Aber ein 8.000er soll es hier schon noch sein. Ich würde nie aufgeben.“


Jan Felix Knobel warf den Speer 68,42 Meter weit (Archivfoto: Iris Hensel)

Das klang dann doch nach reichlich deprimierter Stimmung, und nicht ganz zu Unrecht fragte Behrenbruch später rhetorisch: „Da dachten wohl viele: Hört der Junge auf?“ Was der gebürtige Offenbacher nicht tat, sondern einen furiosen zweiten Tag hinlegte. Mit Saisonbestleistung von 14,33 Sekunden über 110 Meter Hürden, 48,56 Meter mit dem Diskus und persönlichem Rekord im Stabhochsprung (4,90 Meter). Auch Knobel hielt sich gut, startete mit 14,92 Sekunden in den zweiten Tag, ließ im Diskuswerfen (47,93 Meter) folgen - und erlebte im Stabhochsprung seinen ganz persönlichen Tiefpunkt. Der Architekturstudent übersprang nur 4,70 Meter, 32 Zentimeter unter seiner Bestleistung. „Ich weiß nicht, woran es gelegen hat“, sagte Knobel. „Irgendwann sind die Batterien leer gegangen.“

Im Speerwerfen demonstrierten dann beide ihre bekannte Wurfkraft. Knobel mit 68,42 Meter, Behrenbruch erzielte 66,50 Meter. Dass er nicht gewillt war, seine Position als erfolgreichster deutscher Zehnkämpfer der vergangenen Jahre zu verlieren, zeigte Behrenbruch im abschließenden 1.500-Meter-Lauf. Der 26-Jährige kämpfte sich in 4:36,64 Minuten mutig ins Ziel; Knobel lief noch eine Bestleistung (4:43,12), fiel in der Gesamtwertung aber leicht zurück. „Es war meine erste WM, und dafür war es schon ordentlich“, sagte Knobel. „Ich bin super zufrieden.“ Als Mutmacher vor dem Olympiajahr 2012 taugte der WM-Zehnkampf allemal für Behrenbruch und Knobel. Der WM-Neuling hatte seine erste ganze große internationale Bewährung bravourös bestanden und nochmals reichlich Potenzial angedeutet; Behrenbruch, vor zwei Jahren in Berlin bereits WM-Sechster, bewies ungeahnte Nehmerqualitäten und drehte eine reichlich verkorkste Saison sowie den bitteren ersten Tag in Daegu noch zum Positiven.

Uwe Martin

 


28/08/2011