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Hallen-DM: Jonas krank, Tesfaye im Fokus


Benjamin Jonas (Foto: Iris Hensel)

Der Blick auf die hessische Meldeliste für die deutschen Hallenmeisterschaften am Wochenende in Dortmund war ohnehin nicht besonders verheißungsvoll - aktuell hat nun noch Benjamin Jonas (LG Eintracht Frankfurt/400 Meter) abgesagt. Der Olympiateilnehmer hütet mit Fieber das Bett. Dass Ariane Friedrich ihren Hochsprungtitel nicht verteidigen wird, stand schon zuvor fest, die 29 Jahre alte Polizeikommissarin absolviert erst im Sommer wieder Wettkämpfe. Ihren Disziplinkollegen Martin Günther zwang eine Grippe zum Verzicht, Trainingsrückstand nach einer Rückenverletzung hatte der ehemalige 2,30-Meter-Springer ohnehin. Aber warum der Großverein Eintracht Frankfurt bei neun ambitionierten Topathleten, die auf den Laufstrecken 100, 200, 400 und 400 Meter Hürden zuhause sind, keine 4x200-Meter-Staffel zusammenstellen kann, erschließt sich wohl nur den verantwortlichen Trainern. Somit bleiben bei gewissenhafter Betrachtung nur fünf Kandidaten, die für das Podest in Frage kommen.

Die Titelverteidiger Homiyu Tesfaye (Frankfurt/1.500 Meter) sowie Weitspringerin Ksenia Achkinadze vom SC Gelnhausen; ferner der Frankfurter Nico Sonnenberg über 3.000 Meter und Christiane Klopsch (LG Friedberg-Fauerbach/ 400 Meter). Die deutsche Weitsprung-Jugendmeisterin Maryse Luzolo steht ebenfalls hoch im Kurs. Im Mittelpunkt des Interesses dürfte jedoch der 19 Jahre alte Tesfaye stehen. Im vergangenen Jahr gewann der gebürtige Äthiopier insgesamt acht deutsche Meistertitel, dabei reicht sein Wettkampfspektrum von 1.500 Meter (Bestzeit 3:38,56 Minuten) bis zum Halbmarathon (1:07:17 Stunden).


Nico Sonnenberg (Foto: Benjamin Heller)

Anfang Februar verbesserte Tesfaye beim Meeting in Düsseldorf seine Hallenbestzeit auf 3:39,38 Minuten, für Trainer Wolfgang Heinig hat er „aber ein noch höheres Leistungsvermögen“. Die sportlichen Perspektiven scheinen überaus günstig für den jungen Mann, der im Juni deutscher Staatsbürger werden könnte. Ein erster Antrag war im Jahr 2011 abschlägig beschieden worden. Es hätte im 1.500-Meter-Finale am Sonntag (16.35 Uhr) ein formidabler Dreikampf um den deutschen Titel werden können, denn mit Carsten Schlangen (Berlin) und Florian Orth (Regensburg) sind zwei weitere Topläufer gemeldet, die bereits rund fünf Sekunden schneller als Tesfaye gewesen sind. Laut Heinig verzichtete der Olympia-Halbfinalist Schlangen aber auf die 1.500 Meter und startet über 3.000 Meter. „Er sieht auf dieser Strecke wohl seine größeren Chancen.“

Ob sich Tesfaye in der Helmut-Körnig-Halle einen Doppelstart (1.500/3.000 Meter) zumutet, ist noch nicht entschieden. Heinig wird dies nach Rücksprache mit seinem Athleten wohl erst am Samstag nach dem 1.500-Meter-Vorlauf (11.40 Uhr) entscheiden. Die doppelt so lange Strecke über siebeneinhalb Hallenrunden geht fünf Stunden später um 16.50 Uhr direkt ins Finale. Und dies mit dem 21 Jahre alten Sonnenberg. Auch der Student der Wirtschaftswissenschaften gehört zur Übungsgruppe von Marathon-Bundestrainer Heinig. Ende Januar brachte Sonnenberg seinen ersten Länderkampf in der Männerklasse hinter sich, wenige Tage später lieferte er sich bei den süddeutschen Meisterschaften in Frankfurt über 3.000 Meter ein Duell mit Tesfaye und gewann mit 8:10,69 zu 8:13,62 Minuten.

Die aktuelle Hallenbestzeit von Schlangen ist zwar mehr als zehn Sekunden besser, doch Meisterschaftsrennen werden im Regelfall taktisch entschieden. Und deshalb dürfte Sonnenberg durchaus Chancen haben. „Nico ist ein Spurter“, sagt Heinig. „Er muss gezielt und aufmerksam laufen.“ Egal, wie sich der 32 Jahre alte Routinier Schlangen letztlich entscheidet, ob für 1.500 oder die 3.000 Meter, mindestens ein junger Frankfurter Nachwuchsläufer dürfte ihm zusetzen.

Uwe Martin

 


21/02/2013