Beschwerdefrei zu flotten Zeiten
Lisa Mayer bei der Mannheimer Junioren-Gala 2014 (Fotos: IRIS)
Zwischen Sprachwissenschaft, Wirtschaftsgeographie, Physiotherapie und Tartanbahn. Seit drei Monaten ist das Lisa Mayers Alltag. Lisa Mayer ist 18 Jahre jung, studiert an der Universität Frankfurt Germanistik und Geographie im ersten Semester und ist das größte hessische Sprinttalent der letzten Jahre. Vor zwei Jahren stand die Athletin der LG Langgöns-Oberkleen im Finale der U18-WM über 200 Meter, letztes Jahr gewann sie Staffel-Bronze bei den Welttitelkämpfen in der U20.
Doch Lisa Mayer lehnt sich nicht zurück. Sie will sich verbessern, in der deutschen Spitze etablieren, bei weiteren internationalen Meisterschaften starten. Um diesen Zielen näherzukommen, ist sie umgezogen. Lisa Mayer wohnt nicht mehr bei ihren Eltern im beschaulichen Niederkleen in der Nähe von Gießen, sondern ist mittlerweile auf sich allein gestellt, hat eine Wohnung in Frankfurt bezogen. Es war eine Entscheidung für den Sport und für bessere Trainingsbedingungen.
Die ersten Wettkämpfe nach dem Umzug verliefen vielsprechend.
Ihre Zeit aus Frankfurt will Lisa Mayer am Samstag "mindestens bestätigen". Und sie ist guter Dinge, dass "da noch was geht". Die Bahn in der August-Schärttner-Halle gilt als schnell und mit starker Konkurrenz ist auch zu rechnen. Die Titelverteidigerin und deutsche Weitsprung-Hallenmeisterin aus dem Jahr 2012, Xenia Achkinadze vom Wiesbadener LV, hat ebenfalls gemeldet. In Frankfurt blieb die 25-Jährige in 7,59 Sekunden nur ganz knapp hinter Lisa Mayer. "Es wird spannend. Wichtig ist, dass ich locker bleibe", sagt Lisa Mayer.
Diese Lockerheit fehlte Lisa Mayer vor einem Jahr im Zwischenlauf an gleicher Stelle. "Ich war viel zu fest", erinnert sich die 1,71 Meter große gebürtige Gießenerin. Ein Zucken, ein Schmerz und schon war es passiert – Muskelfaserriss. In ihrem ersten Wettkampf im Freien folgte der nächste Rückschlag – wieder Muskelfaserriss. Dass sie trotzdem noch auf den Zug zur U20-WM aufsprang und bei den Deutschen Jugendmeisterschaften Silber über 100 Meter gewann, spricht für Lisa Mayers Disziplin und Ehrgeiz.
Freude über Staffel-Bronze bei der U20-WM
Bessere Trainingsbedingungen
Mittlerweile ist Lisa Mayer beschwerdefrei. Auch dank konsequenter Physiotherapie. Dafür nimmt die junge Sprinterin mit den langen blonden Haaren einmal pro Woche den Weg von Frankfurt nach Wettenberg auf sich. Lisa Mayer nennt es "eine Art Personal Training", das Dirk Lösel, der leitende Physiotherapeut der Basketballer der Giessen 46ers, für sie zusammengestellt hat. Mit dem Ergebnis, dass sich Lisa Mayer insgesamt athletischer fühlt, körperliche Dysbalancen korrigiert werden. Lisa Mayer merkt, dass sie bereits besser aus dem Startblock kommt. "Aber da ist immer noch Luft nach oben."
Das tägliche Training in der geräumigen Leichtathletikhalle in Frankfurt-Halle kommt Lisa Mayer zugute. In Oberkleen und Langgöns wurde noch in einer Mehrzweckhalle und auf Asche geübt. Jetzt kann sie auf der Kalbacher Tartanbahn "auch mal 100 Meter durchsprinten", berichtet Lisa Mayer. "Das bringt mich technisch weiter." Mindestens zweimal pro Woche kommt ihr Trainer Rainer Finkernagel aus Oberkleen vorbei, gelegentlich bringt er Trainingskameradinnen mit. An zwei Tagen in der Woche trainiert Lisa Mayer alleine. "Das ist kein Problem. Auch in meiner früheren großen Trainingsgruppe haben wir uns aufgeteilt."
Außerdem sind die U20-Europameisterschaften im Juli in Eskilstuna (Schweden) Motivation genug im Training. "Dort will ich die 200 Meter und in der Staffel laufen." Bestzeiten inklusive. Auf der halben Stadionrunde lief sie 2013 in der Ukraine 23,75 Sekunden – hessischen U18-Rekord. "Nach den Verletzungen im letzten Jahr weiß ich noch nicht, was realistisch sein könnte", äußert sich Lisa Mayer mit vornehmer Zurückhaltung. Wenn sie da weitermacht, wo sie in der Halle angefangen hat, weiß sie möglicherweise bald mehr.
Zu allen Teilnehmern der Hessischen Hallenmeisterschaften Männer/Frauen/U18
Tammo Lotz
09/01/2015