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Süddeutsche U23/U16: Kein „Testlauf“ für die DM 2016 – Hessen gewinnt acht U23-Titel


Steffen Schattner (Mitte) auf dem Weg zum Titel über 400 Meter (Foto: Lotz)

Ziemlich viel Masse, aber wenig Klasse. Bei den Süddeutschen Meisterschaften (U23/U16) im nur sehr spärlich gefüllten Kasseler Auestadion waren wertvolle Resultate für die hessischen Athletinnen und Athleten im Erwachsenenbereich Mangelware. Das Meldeergebnis mit 1.057 Teilnehmern, verteilt auf über 300 Vereine, war trotz der schwierigen geographischen Lage Kassels am Nordrand des süddeutschen Verbandes gut, darf aber nicht über einige „Problemdisziplinen“ im U23-Bereich hinwegtäuschen. Bei den Männern im Speerwurf gab es nur drei Teilnehmer, über 400 Meter Hürden traten gar nur deren zwei an, sodass die Vergabe des süddeutschen Meistertitels ausfiel. Dafür hatten drei Läufer ins Rennen gehen müssen. Einen Dreikampf gab es auch im Stabhochsprung der Frauen, wobei zwei Athletinnen außer Wertung antraten, darunter Routinier Carolin Hingst (TG Nieder-Ingelheim/4,20 Meter). Der 5.000 Meter-Lauf der Frauen fand gar nicht erst statt.

Ein wirklich aussagekräftiger „Testlauf“ für die deutschen Meisterschaften im Juni 2016 sieht anders aus. Dafür war einfach zu wenig los im Auestadion. Die Rahmenbedingungen werden bei der DM allein schon durch die Präsenz des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) ganz anders sein. So obliegen die Wettkampforganisation sowie die Ergebnisauswertung und -übermittlung bei einer DM komplett dem DLV. Johannes Willschewski, der Vizepräsident Wettkampforganisation im Hessischen Leichtathletik-Verband (HLV), fasste die Wertigkeit der süddeutschen Titelkämpfe so zusammen: „Im Hinblick auf die deutschen Meisterschaften haben wir nicht gesehen, was geht, sondern vielmehr, was nicht geht.“ Damit meinte er unter anderem die Lage des Sammelplatzes der Athleten hinter der Gegentribüne, die zum Teil lange Wege zu den Wettkampforten (z. B. Sprint) erforderte. Zu lang, meinte Willschewski. „Das sollte bei der DM nicht passieren.“


Ronja Böhrer (Foto: Nils Stoya)

Nun zum sportlichen Teil: Insgesamt haben die hessischen Teilnehmer, wenn man nur die 22 Titel (acht in der U23, 14 in der U16) und 66 Podestplätze (31/35) heranzieht, hervorragend abgeschnitten. Ein Grund zur Euphorie sind diese Zahlen jedoch nicht. Denn die meisten dieser Leistungen kamen im Wettstreit mit allerhöchstens durchschnittlicher Konkurrenz zustande.

400 Meter-Läufer Steffen Schattner von der LG Friedberg-Fauerbach, für den die Saison verletzungsbedingt erst Ende Mai so richtig losgegangen war, setzte seinen Aufwärtstrend fort. In Kassel ist er schon wieder bei 48,71 Sekunden angekommen. Im Vergleich zu seinem Saisonauftakt, der U23-DM in Wetzlar Mitte Juni, hat er sich schon um knapp zwei Sekunden verbessert. Für die angestrebte Topform muss er noch am Stehvermögen feilen. „Meine Beine waren auf der Zielgeraden nicht mehr vorhanden. Noch fehlt mir eine knappe halbe Sekunde zur Bestzeit“, stellte Schattner nach dem Lauf fest. 2014 lief er 48,15 Sekunden, dann kam im Winter eine Sehnenreizung im Oberschenkel dazwischen. Im Auestadion machten dem U20-WM-Teilnehmer von 2014 (mit der 4x400 Meter-Staffel) der schnell startende Timo Koch (Neckarsulmer Sport-Union/48,94) und besonders Matthias Moser (TSG Heilbronn/48,74) das Leben bis zum Ende sehr schwer.

Zwei Tage nach einem unbefriedigenden 3.000 Meter Hindernislauf in Irland kontrollierte Ronja Böhrer (SSC Bad Sooden-Allendorf) das Rennen über 1.500 Meter, setzte sich 500 Meter vor Schluss an die Spitze und lief nach 4:36,69 Minuten ins Ziel, mit knapp zwei Sekunden Vorsprung auf die Zweitplatzierte. „Ich fühle mich seit ein paar Wochen nicht ganz fit, aber ich wollte schauen, ob es auf der Unterdistanz noch geht.“ Ein Blutbild soll in den nächsten Tagen wichtige Erkenntnisse liefern. Bei günstigem Ergebnis ist ein Start bei der DM in Nürnberg geplant.


Annika Lena Lietz, die U23-Siegerin über 400 Meter Hürden (Foto: Lotz)

Erfolgreich wie Schattner und Böhrer im Sinne eines süddeutschen Meisters/einer süddeutschen Meisterin waren im Erwachsenenbereich noch der vielseitige Hendrik Nungeß (TV Neu-Isenburg) im Diskuswurf (50,82 Meter) und mit dem Speer (61,85/nur drei Teilnehmer) sowie Annika Lena Lietz (MTV Kronberg) über 400 Meter Hürden (61,81 Sekunden) und mit der 4x400 Meter-Staffel der Startgemeinschaft EAG Sprintteam Hessen (3:57,00 Minuten). Awoke Tadese Esrael (LG Fulda) gewann die 800 Meter (1:55,13 Minuten) und Johanna Michel (LAZ Gießen) den Hochsprung (1,72 Meter). Mona Althenn vom TV Wetzlar verbesserte als Kugelstoß-Zweite ihre Saisonbestleistung auf 14,84 Meter; nur Katharina Maisch (TUS Metzingen) stieß die Kugel weiter hinaus (15,13).

Eine neue persönliche Bestleistung sprang bei Lara Demes (TV Flieden) über 400 Meter heraus (56,04 Sekunden). Auf der Zielgeraden erwies sich nur Natalie Keil (TSV Rottweil/55,54) als stärker. Aaron Röblitz (LG Biebesheim/Eschollbrücken/Crumstadt) lief über 400 Meter Hürden nur zum Sieg (56,45 Sekunden), aber aufgrund nur eines Mitstreiters nicht zum Titel.


Jennifer Zuban (3. v. l.) sprintet ihrem 100-Meter-Sieg in der W15 entgegen (Foto: Nils Stoya)

In der U16 setzte der hessische Nachwuchs mehr Highlights. So zum Beispiel durch Jennifer Zuban (TV Remsfeld), die über 100 Meter in der W15 vorn lag (12,26 Sekunden), Lars Becker (LG Rüsselsheim), der die 300 Meter Hürden in der M15 klar beherrschte und in 41,54 Sekunden siegte sowie den 800-Meter-Sieger in der M15, Maximilian Sharaga (TG Rimbach/2:02,83 Minuten). Spannend war es im Hochsprung der M15. Felix Bornhofen, der zweifache hessische M15-Meister mit einer Bestleistung von 1,91 Meter, leistete sich bei 1,86 Meter einen Fehlversuch. Im Gegensatz zu Devon Bender (MTG Mannheim), der diese Höhe gleich im ersten Versuch meisterte. Da beide Springer an der nächsten Höhe (1,89 Meter) scheiterten, ging der Titel an den Mannheimer. Seinen zweiten Podestplatz erreichte Felix Bornhofen über 80 Meter Hürden in neuer Bestleistung (10,90 Sekunden) hinter Stefan Volzer (VfB Stittgart/10,59) und wiederum Devon Bender (10,82). Stabhochspringerin Barbara Rickert (LG Seligenstadt), mit 3,30 Metern gemeldet, reichten 3,10 Meter zum Sieg in der W15.

Von Platz fünf auf Platz eins im sechsten Durchgang – dieses Kunststück vollbrachte W15-Dreispringerin Lene Maurer vom TV Bad Schwalbach (10,97 Meter). Etwas Ähnliches gelang Merle Marie Hellwig (LG Eintracht Frankfurt/W14) mit dem Speer. Nach drei Durchgängen war sie Fünfte mit 33,42 Metern. Dann ließ sie ihr Wurfgerät im vierten Versuch auf 37,78 Meter fliegen, war Erste und verteidigte diesen Rang bis zum Schluss. Geschlossen auf den Plätzen zwei bis fünf über 300 Meter in der M15 hinter dem Sieger Björn Ritter (TV Homburg/36,90) liefen Elias Goer (TSG Gießen-Wieseck/37,00), Maximilian Klink (LG Dornburg/37,20), Janis Elias Pohl (LG Eintracht Frankfurt) und Elias Steiner (TSV Jahn Gensungen/beide 37,24) ein. Einen hessischen Doppelerfolg gab es in der 4x100 Meter-Staffel bei den Jungen: Die Startgemeinschaft Darmstadt/Weilmünster/Gelnhausen-Team (45,99 Sekunden) siegte vor der Startgemeinschaft Königstein/Vordertaunus (46,88). Auch bei den Mädchen jubelte ein Quartett aus Hessen (Wiesbadener LV/50,03).


Zwei Titel für Hanau-Rodenbach über 3.000 Meter: Marius Abele (links) in der M15 und Sasha Müller in der M14 (Fotos: Lotz)

Gleich zwei Titel in der W14 heimste Anna Schösser (HTG Bad Homburg) ein. Am ersten Tag setzte sich die junge Athletin von Trainer Jürgen Friedrich über 2.000 Meter der W14 in 6:55,81 Minuten im Schlussspurt gegen Miriam Marx (LV Merzig/6:56,18) durch. Am zweiten Tag folgte Anna Schössers zweiter Streich über 800 Meter (2:22,70). Den hessischen Doppelsieg über 3.000 Meter in der M14 machte Luca Schmitt (ASC Darmstadt/10:12,94 Minuten) hinter dem enteilten Sasha Müller (SSC Hanau-Rodenbach/9:47,80) perfekt. Einen weiteren Doppelerfolg erzielten Isabel Cramer (TSV Hessen Frankenberg/31,61 Meter) und Hannah Freidhof (TuSpo Borken/29,96) im Diskuswurf der W14. Mit über eineinhalb Metern Vorsprung und einer Weite von 14,24 Metern gewann Janis Hammel (TV Gelnhausen) den Wettbewerb im Kugelstoßen in der M14.

Gar die ersten vier Plätzen nahmen hessische Läufer im 3.000 Meter-Lauf der M15 ein. Hier siegte Marius Abele (SSC Hanau-Rodenbach/9:21,39) vor Niklas Krämer (Wiesbadener LV/9:31,37), Jonas Rapp (Hanau-Rodenbach/9:38,05) sowie Lars Hinüber (ASC Darmstadt/9:40,27). (tam)

Weitere Hessen auf den Plätzen 1 bis 3:

U23, männlich:

100 Meter: 3. Lars Hieronymi (LG Friedberg-Fauerbach) 10,95 Sekunden
200 Meter: 3. Steffen Trenk (LG Bad Soden/Sulzbach/Neuenhain) 22,16 Sekunden
4x100 Meter: 2. LG Friedberg-Fauerbach 42,47 Sekunden, 3. StG TSG Wehrheim-Anspach 42,97
1.500 Meter: 3. Christopher Wenzel (LAZ Gießen) 4:05,00 Minuten
5.000 Meter: 3. Kilian Schreiner (ASC Breidenbach) 15:27,46 Minuten
Stabhochsprung: 2. Tom Bange (SSC Bad Sooden-Allendorf) 4,20 Meter
Weitsprung: 3. Aron Schreiner (LG Eintracht Frankfurt) 7,00 Meter
Dreisprung: 2. Tobias Heblik (FT Hainstadt) 13,96 Meter, 3. Sebastian Merx (TV Roth) 13,54 Meter
Kugelstoßen: 3. Marc Krause (LG Eintracht Frankfurt) 15,38 Meter
Hammerwurf: 2. Stefan Dietl (LG Eintracht Frankfurt) 57,62 Meter

U23, weiblich:
4x100 Meter: 2. StG Kreis Limburg-Weilburg 49,32 Sekunden, 3. StG Buseck-Linden 52,15
4x400 Meter: 3. TV Dillenburg 4:15,10 Minuten
Hochsprung: 3. Carolin Klupsch (SSC Vellmar) 1,66 Meter
Kugelstoßen: 3. Vanessa Wallisch (TSG Wehrheim) 13,04 Meter
Diskuswurf: 2. Rebecca Katharina Müller (SC Gelnhausen) 46,77 Meter
Hammerwurf: 3. Sophie Gounoué (LG Eintracht Frankfurt) 50,38 Meter
Speerwurf: 3. Janina Edenhofner (GSV Eintracht Baunatal) 44,41 Meter


Johanna Michel siegte im Hochsprung der U23 (Foto: Nils Stoya)

U18, männlich:
3x1.000 Meter: 1. SSC Hanau-Rodenbach 8:15,21 Minuten

U16, männlich:
Diskuswurf, M15: 3. Martin Kratz (TV Gelnhausen) 43,11 Meter
Hammerwurf, M14: 3. Lukas Boeddinghaus (TV Roth) 28,79 Meter
Speerwurf, M14: 2. Arne Diwisch (TV Burgsolms) 44,15 Meter

U16, weiblich:
100 Meter, W15: 3. Lara Tornow (LG Odenwald) 12,36 Sekunden
Hochsprung, W15: 2. Raphaela Kaiser (TSAG „Slitisa“ Schlitz) 1,66 Meter
80 Meter Hürden, W15: 3. Carolin von Sommerfeld (TV Haiger) 12,06 Sekunden
300 Meter, W15: 3. Noa-Marie Braun (LG Wetzlar) 42,54 Sekunden
Diskuswurf, W15: 3. Laura Siegel (TuS Weilmünster) 37,60 Meter
Hammerwurf, W15: 2. Laura Siegel 44,51
100 Meter, W14: 2. Johanna Friedrich (SG Johannesberg) 12,61 Sekunden, 3. Leonie Bergsträßer (TV Groß-Gerau) 12,78
Kugelstoßen, W14: 3. Sophia Menges (TV Haiger) 10,90 Meter

Zu den Ergebnissen

 


12/07/2015