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U20-EM: 4x400-Meter-Staffel mit drei Hessen nach Protest Dritte – Kistner läuft Bestzeit


Zwei glückliche Hessen: Constantin Schmidt (l.) und Aleksi Rösler (Fotos: Iris)

Staffel-Drama mit Glück und Pech für das deutsche Team am Schlusstag der 23. U20-EM in Eskilstuna (Schweden), gleich zweimal - und vier Hessen mittendrin. Zunächst die gute Nachricht: Constantin Schmidt von der TG Obertshausen sowie die Zwillinge Aleksi und Jaakkima Rösler von der SG Schlüchtern haben mit der deutschen 4x400 Meter-Staffel nach Verwirrung und einem Protest des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) doch noch den dritten Platz belegt. Es war der zweite Podestplatz für den Hessischen Leichtathletik-Verband (HLV) bei diesen Nachwuchsmeisterschaften. Lisa Mayer war am Freitag über 100 Meter bereits Zweite geworden.


Trotz einer starken Zielgeraden und "fliegenden" 47,26 Sekunden auf den letzten 400 Metern kam Aleksi Rösler nicht mehr ganz an Daniele Corsa, den italienischen Schlussläufer, heran. Die Zeit für die deutsche Staffel: 3:10,12 Minuten. Vorne lag Russland (3:08,36), gefolgt von Frankreich (3:09,05) und Italien (3:10,04). Die Medaillen wurden verteilt. Doch die deutsche Mannschaftsleitung legte Protest ein. Was war passiert? Ein Franzose muss auf den ersten 500 Metern, die bei 4x400-Meter-Staffeln in Bahnen gelaufen werden, seine Bahn verlassen haben: Regelverstoß. So tauchten im Ergebnisprotokoll hinter der französischen Formation bald die Buchstaben „DQ“ (für Disqualifizierung“) und die internationale Regel 163.3a auf, „line infringement“: Disqualifikation. Die Folge: Hinter den siegreichen Russen rückten alle Staffeln einen Platz nach vorne. Die deutschen Viertelmeiler waren plötzlich Dritte - und hatten doch noch einen Grund zu feiern, nachdem die Einzelergebnisse für den Jahresbesten Constantin Schmidt (Aus im Halbfinale) nicht optimal gewesen waren. Doch im Staffel-Finale lief Schmidt in den Augen seines Trainers Robert Schieferer „technisch sauberer“ als im Einzel. Nach 47,0 Sekunden und an Position eins liegend schickte der Hesse Pascal Unbehaun (Erfurter LAC/fliegend 47,4) auf die Reise. Der übergab als Zweiter an Jaakkima Rösler (48,39), der in der zweiten Kurve auf Bahn zwei einige Extrameter zurücklegte. Das deutsche Quartett fiel auf Rang vier zurück. Aleksi Rösler holte zunächst auf, fiel dann wieder zurück und setzte auf der Zielgeraden alles auf eine Karte. „Es wäre schöner gewesen, wenn sie sich die Medaille erlaufen hätten, ganz ohne Protest“, meinte Robert Schieferer, der 75 Prozent der deutschen Staffel, Constantin Schmidt sowie die Rösler-Zwillinge, in Frankfurt und Neu-Isenburg als Heimtrainer betreut. „Und ab Oktober verbessert sich die Situation weiter“, so Schieferer. Dann ziehen Aleksi und Jaakkima Rösler zum Studieren ins Rhein-Main-Gebiet, können dann täglich mit Constantin Schmidt trainieren. „Das erhöht die Trainingsqualität, vor allem im Kraftbereich“, meint Schieferer.

Weniger Glück hatte die favorisierte 4x100-Meter-Staffel der Juniorinnen um Lisa Mayer. So „zwitscherte“ das Fachportal leichtathletik.de ganz entsetzt:„Neiiiiiiin!!!!! Verpatzter Wechsel von Lisa Mayer auf Gina Lückenkemper. Der Traum vom Staffel-Gold ist geplatzt“ und schob gleich noch ein trauriges „Smilie“ hinterher. Bis zum Fauxpas am zweiten Wechsel von Lisa Mayer auf die 200-Meter-Siegerin Gina Lückenkemper (LAZ Soest) hatte das deutsche Team klar in Front gelegen. Danach war der Weg frei für die Staffel Großbritannien und Nordirlands (44,18), die klar vor Polen (45,28) und Frankreich (45,35) gewann. Ein schwacher Trost: Die U20-Jahresweltbestzeit der deutschen Staffel (43,70) blieb unangetastet. Dass die Deutschen auch mit einem verpatzten Wechsel schnell unterwegs sein können, zeigten die Vorläufe am Sonntagvormittag. Da lief Startläuferin Nina Braun (CLV Siegerland) in den Gegenwind, Lisa Mayer etwas zu früh los, die Übergabe erfolgte sehr spät, aber nicht zu spät. Trotz dieses Aussetzers war keine Staffel schneller als die der Deutschen (44,61).

Eine weitere starke Vorstellung gab das in dieser Saison schon reichlich mit Titeln dekorierte Langstreckentalent Sarah Kistner (MTV Kronberg). Die Athletin von Trainer Martin Lürge-Varney belegte über 5.000 Meter einen überzeugenden fünften Platz und steigerte ihre persönliche Bestleistung auf 16:31,92 Minuten (davor: 16:33,37). Damit rückte sie in der ewigen hessischen U20-Bestenliste noch näher an die führende Britta Lorch (SC 1880 Frankfurt/16:27,35) heran, deren Hessenrekord seit 1986 besteht. Der Sieg in Eskilstuna ging wie schon am Vortag über 3.000 Meter an Alina Reh (TSV Erbach/16:02,01). Die Dänin Anna Emilie Møller wurde Zweite (16:07,43), Carmela Cardama aus Spanien Dritte (16:23,81).


Daniel Sturma: Aufholjagd am zweiten Tag

Zehnkämpfer Daniel Sturma von der LG Eintracht Frankfurt durchlebte einen wechselhaften Wettkampf. Dank zweier persönlicher Bestleistungen zum Schluss, 54,10 Meter im Speerwurf und 4:38,50 Mnuten über 1.500 Meter, verbesserte sich der Athlet von Trainer Jörg Huppers noch auf den sechsten Platz. Mit 7.464 Punkte fehlten ihm am Ende 40 Zähler auf seinen „Hausrekord“ von Bernhausen (7.504). Unter Wert verkaufte sich Sturma am ersten Tag im Hochsprung (1,91 Meter/Bestleistung: 1,99) und über 400 Meter (50,97/Bestleistung: 49,57). Die Folge: nach fünf Disziplinen und 3.853 Punkten lag der Frankfurter nur auf dem 13. Platz, noch hinter dem zu diesem Zeitpunkt besten Deutschen Marvin Bollinger (SV schlau.com Saar 05/3.932) auf Rang acht. Am zweiten Tag flossen für Daniel Sturma auch noch 14,30 Sekunden über 110 Meter Hürden, 37,05 Meter mit dem Diskus und 4,40 Meter im Stabhochsprung in die Statistik ein. Pech hatte Sturma im Diskuswurf. Sein dritter Versuch war knapp ungültig, seine erste Weite jenseits der 40 Meter muss Sturma verschieben. Den Sieg sicherte sich Jan Doležal aus Tschechien (7.929 Punkte), der sich nach 54,75 Metern im Diskuswurf an die Spitze setzte und von dort nicht mehr verdrängen ließ. Auch nicht von dem norwegischen „Tausendsassa“ Karsten Warnholm (7.764/auch Zweiter über 400 Meter in 46,50 Sekunden) und dem Weißrussen Maksim Andraloits (7.717).

Über 800 Meter lief Marc Reuther wie schon im Vorlauf (1:53,41 Minuten) und im Halbfinale (1:51,26) das Rennen von vorne. „Bei der Qualität der Konkurrenz sollte Marc, wenn es auf die letzten 200 Meter geht, an Position eins oder zwei liegen, damit er frei agieren kann und nicht eingeklemmt wird“, so sein Trainer Georg Schmidt. Auf den ersten 550 Metern des Finales ging dieser Plan auf, dann aber alles ganz schnell. Zuerst attackierte Kyle Langford (Großbritannien und Nordirland), dann zog Konstantin Tolokonnikov (Russland) nach, auch Mateusz Borkoski (Polen) rückte auf. Marc Reuther war plötzlich nur noch Vierter. Und selbst eingeklemmt. „Er hat kurz nicht aufgepasst. Aber das war entscheidend“, erklärte Schmidt. Im Ziel spurteten Langford (1:48,99) und Tolokonnikov (1:49,00) um den Sieg. Borkowski (1:49,21) wurde Dritter. Marc Reuther beendete sein zweites internationales Finale nach der U18-WM 2013 (Platz fünf) als Siebter (1:50,73).

Tammo Lotz

 


19/07/2015