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DM Nürnberg, Tag 1: Heidler gewinnt 10. Titel – Hottenrott überraschend Dritte über 5.000 Meter


Betty Heidler (Fotos: Iris Hensel)

Sportlich verbindet die Frankfurter Tophammerwerferinnen Betty Heidler und Kathrin Klaas die Marschroute für die Saison. Über die DM in Nürnberg geht es zur WM in Peking (22. bis 30. August). Dann aber hören die Gemeinsamkeiten auf. Denn Heidler und Klaas bewegen sich in diesem Sommer in unterschiedlichen Regionen. So sagt Heidler selbstbewusst: „Ich fühle mich sicher und stabil und kann auf das, was mein Trainer sagt, gut reagieren.“ Das Ergebnis: 75,34 Meter und der insgesamt zehnte deutsche Meistertitel für die 31-Jährige, zudem der fünfte Wettkampf 2015 mit einer 75-Meter-Weite. Ganz anders Kathrin Klaas: „Bei mir läuft es einfach nicht rund. Ich habe in diesem Jahr noch nicht die Stabilität und meine Position gefunden, um bei hoher Geschwindigkeit wenige Fehler zu machen.“ Das Ergebnis eines sehr bescheidenen Tages: 67,84 Meter. Selbst der Abstand zur drittplatzierten Charlene Woitha (SCC Berlin/67,03) hielt sich in Grenzen.

Weiter geht es für Betty Heidler mit einem Wettkampf in Stettin am 9. August. Kathrin Klaas denkt zunächst daran wieder Selbstvertrauen zu tanken. „Das muss mich mir jetzt im Trainingslager erarbeiten. Bei mir haben sich in dieser Saison einige Fehler eingeschliffen. Doch noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben.“ Klaas redet von Ansprüchen („Ich habe international schon vierte und fünfte Plätze erreicht, und vor allem schon deutlich weiter geworfen“), denen sie zurzeit nicht gerecht werden kann. „Ich habe viel zu verlieren, aber Rio bleibt das große Thema.“


Laura Hottenrott

An die Olympischen Spiele denkt Betty Heidler noch nicht. Vielmehr möchte sie „wieder eine Medaille mit nach Hause nehmen“, sprich bei der WM in Peking aufs Treppchen. Ihre Chancen schätzt sie realistisch ein: „Anita Wlodarczyk ist stabil bei 78 Metern.“ Doch der neuen Weltrekordlerin aus Polen (79,58) will sich Betty Heidler, die mittlerweile ihren Trainingsmittelpunkt komplett nach Berlin verlegt hat, nicht kampflos geschlagen geben. „Ich weiß, dass ich weiter werfen kann.“
Wlodarczyk sei nicht unschlagbar, Heidler hofft auf den großen Wurf, hat vor kurzem sogar ihren Traum untermauert, als erste Athletin die 4-Kilo-Eisenkugel über die 80 Meter zu werfen. Ob Betty Heidler diese Ambitionen 2015 mit Leben erfüllen kann, ist eine andere Geschichte. Aber der Stand der Dinge weckt Hoffnungen. In der Weltjahresbestenlise führt Anita Wlodarczyk mit 78,28 Metern, dann kommt Betty Heidler (75,73), dann die Slowakin Martina Hrasnová (74,27). Kathrin Klaas ist aktuell Elfte (72,77).

“Top acht war mein Ziel, Top fünf wäre super, Top drei ist der Wahnsinn“, fasste Laura Hottenrott ihren 5.000 Meter-Lauf zusammen. Den gewann, aufgepasst, nicht Sabrina Mockenhaupt, die Serienmeisterin der LG Sieg, die nach einer Operation erst seit kurzem wieder im Lauftraining steht. Ganz oben auf dem Podest stattdessen: Alina Reh, die Doppel-U20-Europameisterin vom TSV Erbach, die am vergangenen Wochenende in Eskilstuna noch über 3.000/5.000 Meter gefordert war. In Nürnberg zog das Nachwuchstalent zunächst mit Laura Hottenrott davon, vier Runden lang, dann setzte sich Reh ab, ließ nicht nach und kam in persönlicher Bestzeit und deutschem U20-Rekord von 15:51,48 Minuten ins Ziel. Dahinter bildeten Laura Hottenrott (16:14,93) und Sabrina Mockenhaupt (16:10,16) ein Duo, die beiden wechselten sich ab bei der Tempoarbeit im Wind. Erst auf den letzten 250 Metern erwies sich Sabrina Mockenhaupt als spurtstärker.


Carolin Schäfer

Laura Hottenrott nutzte die langen Semesterferien am Boston College (dort studiert sie Biologie) für einen verlängerten Deutschland-Aufenthalt seit Juni, erst im August geht es zurück an die amerikanische Ostküste. Mit einer Zeit von 16:07,21 Minuten war sie gemeldet, als Vierte. Im nächsten Frühjahr will sie ihr Studium mit dem Bachelor abschließen, dann in Deutschland weiter studieren. „Am liebsten Bio-Medizin oder Bio-Technologie.“ Ihre Zukunft sieht Laura Hottenrott in der Forschung. Und sportlich noch auf den 3.000 und 5.000 Metern. „Im nächsten Jahr will ich richtig angreifen.“ Sie glaubt die Trainingsumfänge noch lange nicht ausgereizt zu haben. „Und solange es aufwärts geht und das Laufen Spaß macht, werde ich weiterlaufen.“

Die Mehrkämpferinnen Claudia Rath von der LG Eintracht Frankfurt und Carolin Schäfer vom TV Friedrichstein suchten über 100 Meter Hürden den Vergleich mit den Spezialistinnen. Und beide schafften den Sprung ins Finale. Claudia Rath, am Freitag bereits Fünfte im Weitsprung (6,52 Meter), lief im Vorlauf 13,70 Sekunden, Carolin Schäfer knapp dahinter 13,73. Im Finale war dann Schäfer, die weltweit zweitbeste Siebenkämpferin (6.547 Punkte) der Saison, die schnellere der beiden und nach 13,58 Sekunden im Ziel – Platz vier hinter Cindy Roleder (SC DHfK Leipzig/13,05), Franziska Hofmann (LAC Erdgs Chemnitz/13,29) und Eva Strogies (TV Wattenscheid/13,46). Claudia Rath belegte Rang sieben (13,84).


Martin Günther

“Das war nicht ich“, sagte ein enttäuschter Martin Günther nach 2,15 Metern und Platz acht im Hochsprung. Als Titelverteidiger war der Polizist in den Wettkampf gegangen. Mit einem Fehlversuch bei 2,10 stieg er ein, im zweiten Durchgang lief es besser. Bei 2,15 wurden es drei Versuche, 2,19 waren dann zu hoch. „Ich bin ratlos. Ich kann deutlich höher springen.“ Wie zum Beispiel Mitte Mai in Eppingen (2,25). Seit einigen Wochen aber läuft es im Wettkampf gar nicht mehr. Es fehlt an allem: Schnelligkeit, Spritzigkeit, Explosivität. Zur WM werden wohl Eike Onnen (LG Hannover/2,32), der in Nürnberg höhengleich hinter Überraschungssieger David Nopper (LAZ Salamander Kornwestheim-Ludwigsburg/2,25) Platz zwei belegte und Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen/2,30), in Nürnberg Dritter (2,19), reisen. Ein internationaler Start wäre auch für Günthers Status als Polizist in der Sportfördergruppe wichtig gewesen. Günther arbeitet jede Woche auf einem Revier in Frankfurt. Fürs Trainieren in Frankfurt bei Philipp Schlesinger und in Birmingham unter den Anleitung von Fuzz Ahmed bleibt noch genug Zeit. Die Privilegien der Sportfördergruppe würde Günther gerne behalten. Ansonsten müsste er den sportlichen Aufwand zurückschrauben. „Denn ich müsste mehr arbeiten.“ Und so sagt er passend über die Rolle seines Sports: „Das ist mein Hobby, aber auch mein Job.“


Michael Pohl: Saisonbestzeit über 100 Meter (10,50 Sekunden)

Mit der achtbesten Leistung gemeldet war Diskuswerferin Sabine Rumpf von der LSG Goldener Grund. Als Sechste und mit 57,11 Metern ging die deutsche Meisterin von 2008 aus dem Wettkampf, in dem sie die höher eingeschätzten Kristin Pudenz (SC Potsdam/56,00) und Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen/53,76) hinter sich ließ.

Ins Finale über 1.500 Meter liefen die Zwillinge Diana und Elina Sujew (beide LG Eintracht Frankfurt). Diana war nach zwei Vorläufen die Schnellste (4:20,64 Minuten), Elina platzierte sich als Dritte (4:21,33).

Auch über 400 Meter Hürden gab es zwei Qualifikationsläufe, aus denen ein weiterer Frankfurter, Georg Fleischhauer, als Zweitschnellster (51,06 Sekunden) ins Finale einzog.

Ebenfalls einen zweiten Auftritt in den Jugendstaffel-Wettbewerben (U20) in den Finalläufen am morgigen Sonntag sicherten sich über 3x800 Meter die Formationen des TV Waldstraße Wiesbaden (Franziska Bock, Franziska Althaus, Pia Briger/7:01,63 Minuten) und der TV Groß Gerau (Maimuna Krüger, Lotte Meyberg, Maike Nehrig/7:12,77).

Zu den Ergebnissen

Zum 2. Tag

Tammo Lotz

 


25/07/2015