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Von Grindelwald nach Jena: Lisa Tertsch vom ASC Darmstadt wagt den Doppelstart


Lisa Tertsch in Gelb neben Alina Reh (Foto: Wilfried Raatz)

Bei den deutschen Jugendmeisterschaften U18/U20 von Freitag bis Sonntag in Jena hat der Hessische Leichtathletik-Verband viele aussichtsreiche Nachwuchsathletinnen und -athleten am Start. Etwa Lisa Mayer (LG Langgöns/Oberkleen) im Sprint, Constantin Schmidt (TG Obertshausen) sowie Aleksi und Jaakkima Rösler (beide SG Schlüchtern) über 400 Meter, Lukas Abele (SSC Hanau-Rodenbach/1.500 Meter), Sarah Kistner (MTV Kronberg/3.000 Meter), Marc Reuther (Wiesbadener LV/800 Meter) und , und, und. Insgesamt haben 55 hessische Vereine 182 Teilnehmer/innen gemeldet. Der ASC Darmstadt beispielsweise Lisa Tertsch, eines der größten Talente im deutschen Langstreckenlauf. Die 16-Jährige wagt im Ernst-Abbe-Sportfeld sogar einen U18-Doppelstart über 3.000 Meter (Freitag, 18.45 Uhr) und 1.500 Meter Hindernis (Samstag, 18.35 Uhr). Doch nicht nur das ist eine nicht ganz einfache Geschichte.

Denn Lisa Tertsch ist auch eine erfolgreiche Triathletin, und in dieser Sportart nicht minder ehrgeizig wie in der Leichtathletik. „Sie liebt den Triathlon, und noch ist sie Triathletin“, sagt Michael Heist. Der EM-Teilnehmer von 1990 - Bestzeit über 3.000 Meter Hindernis 8:24,97 Minuten - trainiert Lisa Tertsch zweimal pro Woche montags und donnerstags; zwei weitere Übungseinheiten (dienstags, samstags) sowie die Wettkampfbetreuung, also auch in Jena, übernimmt Harald Schröter. Für den Triathlonbereich ist „in konstruktiver Absprache“ (Heist) Benjamin Knoblauch zuständig, Cheftrainer beim DSW 12 Darmstadt. Jüngster Erfolg war der zweite Platz mit der deutschen Staffel bei der Junioren-EM in Genf. Im Einzelwettbewerb wurde sie Vierte. Das war in der zweiten Juliwoche.

Und die Leichtathletik? Hier wurde eine breitere Öffentlichkeit erstmals im März dieses Jahres auf Lisa Tertsch aufmerksam. Bei den deutschen Crossmeisterschaften dominierte sie das U18-Rennen über 4,4 Kilometer in 17:30 Minuten vor der Berlinerin Miriam Dattke (17:51). Zu ihr kommen wir später noch. Die Leichtathletiksaison dauerte für Lisa Tertsch zunächst nur bis Ende Mai, und bis dato lieferte sie folgende Bestzeiten ab: 2.000 Meter Hindernis in 6:59,13 Minuten (30. Mai in Wilndorf), 3.000 Meter in 9:39:77 Minuten (14. Mai/Seligenstadt), 5.000 Meter in 16:39,18 Minuten, gelaufen am 6. Mai in Pfungstadt. Zum Vergleich: Die ein Jahr ältere Alina Reh vom TSV Erbach verbesserte sich am vergangenen Wochenende bei der DM in Nürnberg bekanntlich auf 15:51,48 Minuten. Der Juni gehörte komplett dem Triathlon, doch schon am 4. Juli lief sie bei den Süddeutschen in Kaiserslautern über 1.500 Meter in 4:39,74 Minuten zum Titel. Anschließend ging’s zur Junioren-EM der Triathleten. Im Gesamten keine schlechte Bilanz für einen Teenager, der vor zwei Jahren mit einer 800-Meter-Bestzeit von 2:32 Minuten bei Heist vorstellig wurde und sagte: „Ich möchte laufen lernen.“


Lisa Tertsch als deutsche Crossmeisterin (Foto: Sascha Arndt)

„Ihr Kapital, sagt der ehemalige Topläufer Heist, „ist ihre unglaubliche Ausdauerbasis“. Erarbeitet mit viel Trainingsfleiß im vergangenen Winter, im Regelfall geht das wöchentliche Laufpensum aber nicht über 20, 30 Kilometer hinaus. Den deutschen Crosstitel habe Lisa Tertsch „einfach mal im Vorbeigehen gewonnen“. Das Thema Hindernislauf ist das Duo erstmals im vergangenen Oktober angegangen - mit einem Trainingsrennen über 1.200 Meter und nur wenigen Hindernissen. Um das Techniktraining forcieren zu können, steht bei den Eltern in Darmstadt-Eberstadt mittlerweile ein selbstgezimmertes, mobiles Hindernis mit geringerer Breite als im Wettkampf. Von der Straße aus wird über den Holzbalken in den Garten gelaufen. Ein unkonventionelles, aber erfolgreiches Techniktraining. „Kraft und Ausdauer bilden bei Lisa eine gute Symbiose“, sagt Heist. Und erwähnt schließlich noch ihren Ruhepuls von 34.

Über 3.000 Meter trifft Lisa Tertsch in Jena unter anderen auf die deutsche Jahresbeste Miriam Dattke, die sich in diesem Sommer auf 9:22,66 Minuten gesteigert hat. Bei normalem Rennverlauf dürfte die Hessin im Titelkampf demnach recht chancenlos sein. Über 1.500 Meter Hindernis ist die Ausgangslage auch deshalb anders, weil Lisa Tertsch über diese Strecke noch gar keine Zeit stehen hat. Sondern lediglich bereits erwähnte 6:59,13 Minuten über die 500 Meter längere Distanz, die sie aufgrund der Qualifikationschance für die U18-WM angegangen ist. Das Cali-Limit hat die Südhessin recht knapp verpasst, und wegen der „fehlenden“ DM-Norm über die kürzere Hindernisstrecke musste ihr Klub zunächst beim Verband intervenieren. Jetzt ist alles geregelt und Heist traut ihr in Jena eine Zeit um 4:55 Minuten zu. „Auch von ihrer Regenerationsfähigkeit her kann sie das.“ Die deutsche Jahresbeste Anna Kristin Fischer (Leipzig) wird mit 5:04,18 Minuten geführt. Lisa Tertsch reist übrigens mehr oder weniger direkt vom Bergwandern in Grindelwald (Schweiz) nach Thüringen, immerhin mit einem 24-Stunden-Zwischenstopp in Darmstadt.

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Uwe Martin

 


30/07/2015