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Jugend-DM, Tag 1: Lisa Mayer zieht durch – und setzt das nächste Ausrufezeichen


Lisa Mayer – nur einmal war sie schneller als in Jena (Fotos: Iris Hensel)

Der erste Tag der deutschen Jugendmeisterschaften im Ernst-Abbe-Sportfeld in Jena begann mit einer tragischen Nachricht aus Österreich. Die Stabhochspringerin Kira Grünberg hatte sich am Donnerstag bei einem Trainingsunfall den Halswirbel gebrochen. Die schockierende Diagnose: Querschnittslähmung. Es ist ein Schrecken, der alle sportlichen Resultate, egal ob positiv oder weniger zufriedenstellend, relativiert. Der frühere Stabhochsprung-Bundestrainer Herbert Czingon rief dazu auf trotz erheblicher Fortschritte in den letzten 20 Jahren „in dieser Sicherheitsdiskussion nie locker zu lassen“.


Nun zum sportlichen Teil in Jena: Für das Highlight aus hessischer Sicht sorgte wieder einmal Sprinterin Lisa Mayer von der LG Langgöns/Oberkleen. In 11,39 Sekunden, bei zulässigem Rückenwind von 1,7 Metern pro Sekunde, stürmte sie zum deutschen U20-Titel über 100 Meter. Vor zwei Wochen hatte sie bei der U20-EM den zweiten Platz belegt. Mit großem Abstand folgten in Jena Mayers U20-EM-Kolleginnen Nina Braun (CLV Siegerland/11,75) und Tracey Schulz (SC Neubrandenburg/11,85). „Nach Schweden wollte ich noch einmal richtig schnell laufen und meine Zeit von Wetzlar bestätigen“, so Lisa Mayer. Zur Erinnerung: In Wetzlar stellte die 19-Jährige Mitte Juni ihre Bestzeit von 11,31 Sekunden auf, wurde U23-DM-Zweite und holte sich zugleich die 100-Meter-Hessenrekorde in der U23, U20 und bei den Frauen.

In Jena lief sie nun die zweitschnellste Zeit ihrer jungen Sprintkarriere. Basis dafür war ein sehr guter Start. „Das hat heute wirklich gut funktioniert, was nicht immer der Fall ist.“ Sehr viel Selbstvertrauen hat sie natürlich durch ihren zweiten Platz bei den U20-Europameisterschaften getankt. „Mit den Läufen in Schweden an sich war ich gar nicht zufrieden, aber ich habe gelernt nur auf mich zu schauen und an mich glauben.“

Jena ist der Saisonabschluss, es folgen an den nächsten Tagen noch die 200 Meter und die 4x100 Meter mit der Vereinsstaffel, aber Lisa Mayer blickt schon etwas voraus, und zwar auf das Olympia-Jahr 2016, sie will den Schwung aus 2015 mitnehmen – und sich für die 4x100 Meter-Nationalstaffel weiter empfehlen. Für die Weltmeisterschaften in Peking (22. bis 30. August) stand die Athletin von Trainer Rainer Finkernagel bereits im erweiterten Kader. „Klar, dass ich mich weiter etablieren will“, so Lisa Mayer.


Lisa Tertsch im Ziel des 3.000-Meter-Laufs

U18: Tertsch spart Energie, Ader und Becker mit Bestzeiten

“Erst einmal auslaufen“, sagte Lisa Tertsch nach ihrem 3.000 Meter-Wettbewerb – und verschwand für knapp zehn Minuten. Als die Läuferin des ASC Darmstadt wiederkam, sagte sie über ihr Rennen: „Ich habe Kräfte gespart, als ich gesehen habe, dass Miriam zu schnell für mich war.“ Sie meinte Miriam Dattke, die U18-WM-Teilnehmerin und Favoritin vom SCB Berlin, die schnell entflohen war und nach 9:43,22 Minuten ins Ziel kam. Dann folgte Lisa Tertsch (9:59,08) und mit weiterem übersichtlichem Abstand das Verfolgerfeld, angeführt von der drittplatzierten Valerie Moser (Running Team Ortenau/10:05,56).

Lisa Tertsch will morgen wieder angreifen, über 1.500 Meter Hindernis. Das Ziel ist erneut ein Platz auf dem Siegertreppchen. „Medaillen sind immer schön, zumal ich schon einige Male Vierte gewesen bin.“ Sie spielt vor allem auf die Triathlon-EM vor knapp drei Wochen in Genf an, wo sie sich lange auf Podestkurs befand. „Dann bin ich im Endspurt überholt worden, das war blöd.“

Triathlon und Leichtathletik – Lisa Tertsch macht beides. „Meine Hauptwettkämpfe waren aber im Triathlon. Die Laufwettkämpfe nehme ich so mit und schaue, was geht.“ Die Triathlon-EM wird nicht der letzte Höhepunkt des Jahres bleiben. Denn: „Im September findet die WM statt, in Chicago.“ Die Nominierung ist zwar noch nicht offiziell, aber die Kriterien hat die Darmstädterin erfüllt. „Ich wäre schon enttäuscht, wenn ich nicht mitgenommen werden würde.“ Ihre beiden Sportarten zu kombinieren findet Lisa Tertsch gar nicht so kompliziert. „Wichtig ist, dass meine Trainer sich untereinander abstimmen und die Doppelausrichtung mittragen.“


Achter über 110 Meter Hürden: Severin Zentgraf (14,56 sec)

Im vorletzten Finale des ersten Tages war Teamwork gefragt. Die 4x100-Meter-Staffel des Königsteiner Leichtathletikvereins überzeugte mit Platz vier. In der Zeit von 48,02 Sekunden verpasste das Quartett in der Besetzung Alina Kunz, der U18-WM-Teilnehmerin Elena Kelety (Siebenkampf), Marshella Foreshaw und Penelope Penndorf den Sprung aufs Siegerpodest nur um elf Hundertstel. Ganz vorne: Der TV Wattenscheid (47,03), gefolgt vom TSV Bayer 04 Leverkusen (47,57) und dem USC Mainz (47,91).

Auf einen erfreulichen fünften Rang über 100 Meter Hürden kam Nicola Ader von der TG Rimbach. Ihre Zeit: 14,38 Sekunden, die der Siegerin Anne Weigold (LG Mittweida) 14,07, und zwar bei Gegenwind (- 1,0 m/s). Im Zwischenlauf, begünstigt von irregulärem Schiebewind (+ 2,5 m/s), gingen für Nicola Ader sogar glatte 14 Sekunden in die Statistik ein. Laura Sewing (TSV Kirchhain) beendete ihren Zwischenlauf bei nahezu Windstille (+ 0,2 m/s) in 14,31; das Finale verpasste die Tochter der früheren deutschen 800-Meter-Meisterin (1988 bis 1990), Gabi Lesch, damit um acht Hundertstel, nachdem sie im Vorlauf mit 14,22 (+ 2,2 m/s) begonnen hatte. Nicola Ader wird den Vorlauf in guter Erinnerung behalten, denn in 14,30 lief sie eine neue Bestzeit, diesmal bei erlaubtem Rückenwind (+ 1,5 m/s).

Eine kämpferisch voll überzeugende Vorstellung zeigte Joshua Becker (LG Eintracht Frankfurt) über 3.000 Meter. Seine Zeit: 8:57,99 Minuten, knapp zehn Sekunden schneller als seine Meldeleistung (9:07,14) und Platz sechs im Gesamtfeld. Ganz vorne fing Peer Sönksen vom SC Neubrandenburg (8:34,70) den U18-WM-Teilnehmer Markus Görger (LC Breisgau/8:34,80) noch kurz vor der Ziellinie ab.


Sieger des B-Finales über 4x100 Meter: die StG Johannesberg-Fulda (43,58 sec) mit (v. l.) Manuel Wehner, Jonas Gora, Peter Schaffrath und Nico Kühnel

Und noch ein sechster Platz ging in die Statistik ein. Darcy Maxime Gross von der LG Eintracht Frankfurt beförderte den Speer bei schwierigen Bedingungen, es war windig, die Anlaufbahn rutschig, auf 60,93 Meter, seine zweitgrößte Weite überhaupt. Nur bei den französischen U18-Meisterschaften flog der 700-Gramm-Speer unlängst noch weiter hinaus, auf 65,30 Meter, derzeit Rang sechs in der deutschen U18-Jahresbestenliste. Französische Meisterschaften? Ja, als Franko-Brite darf Gross auch bei den französischen Landesmeisterschaften antreten. Der Sieg ging übrigens an den U18-Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul vom USC Mainz mit 74,15 Metern. Und Darcy Gross und Niklas Kaul haben sogar etwas gemeinsam. Sie trainieren beide bei HLV-Disziplintrainer Francis Gross.

Das Finalticket buchten Niklas Harsy (LAZ Gießen) als Sieger seines 800-Meter-Vorlaufs (1:54,63 Minuten) und Zweitschnellster der 1. Runde insgesamt hinter Constantin Schulz (LC Cottbus/1:54,47) sowie über 1.500 Meter Lisa Oed (SSC Hanau-Rodenbach/4:47,55) und Franziska Althaus (TV Waldstraße Wiesbaden/4:47,68), die die zweit- bzw. drittschnellste Zeit nach allen Vorläufen verbuchten. Die favorisierte Patricia de Graat (LG Olympia Dortmund) lief vorneweg (4:45,30).

Auch das Finale über 1.500 Meter in der männlichen Jugend U18 findet mit hessischer Beteiligung statt. Theo Dreßler vom Wiesbadener LV, der vom Rudern zur Leichtathletik gewechselt war, lief die viertschnellste Vorlaufzeit (4:08,47). Ganz vorne: Robert Baumann (LAV Stadtwerke Tübingen/4:07,20).

Und noch zwei hessische Finalteilnehmer stehen fest, zwei Viertelmeiler: Eric Herbert vom TV Flieden über 400 Meter Hürden (54,74 Sekunden) als Vierschnellster sowie Jonas Eufinger von der TG Camberg (50,62) auf der Flachstrecke, wobei Letzterer im B-Finale starten wird.

Zu den Ergebnissen

Zum 2. Tag

Zum 3. Tag

Tammo Lotz

 


31/07/2015