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Kamghe Gaba wechselt zur Frankfurter Eintracht


Kamghe Gaba (Foto: IRIS)

Die Wechselfrist ist vorüber, die Würfel sind gefallen. Und als letzter und zugleich wichtigster hessischer Verein in der professionellen Leichtathletik hat nun auch Eintracht Frankfurt seine Zu- und Abgänge präsentiert. Unter dem Strich bleibt zu sagen: Bei der Eintracht, und damit bei der LG Eintracht Frankfurt, bleibt im Großen und Ganzen alles beim Alten - wobei an ein paar Stellschrauben durchaus gedreht wurde. Alle internationalen Topathleten (Gesa Krause, Claudia Rath, Betty Heidler, Kathrin Klaas, Homiyu Tesfaye) halten dem Traditionsklub die Treue, ebenso ehemals erfolgreiche Stars wie Ariane Friedrich und Pascal Behrenbruch - und einen prominenten Zugang gibt es auch: Viertelmeiler Kamghe Gaba streift nach fünf Jahren bei der LG Stadtwerke München wieder das Adler-Trikot über. Zudem wechselt die beste deutsche U20-/U18-Hochspringerin vom TV Neu-Isenburg nach Frankfurt: Mona Gottschämmer, sie hatte sich im Sommer auf 1,86 Meter gesteigert. Andere Veränderungen betreffen gleichfalls das von Eintracht-Abteilungsleiter Wolfram Tröger bekannt gegebene neue Nachwuchs-Förderkonzept, die „erste kleine Förderleiter“, mit dem sich die Eintracht (auch) für die Zeit nach den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro strukturell frisch aufstellen möchte. Denn es gehört nicht viel Phantasie zu der Vorstellung, dass Rio für einige hessische Topathleten der Schlusspunkt ihrer Karriere sein wird.


Miriam Sinning (Foto: Dirk Wagner)

In diesem Kontext ist der - mehr oder weniger interne - Wechsel von Hürdensprinterin Miriam Sinning (persönliche Bestleistung 13,75 Sekunden) von der TG Sachsenhausen zur Eintracht zu bewerten, auch der U20-Zehnkämpfer Daniel Sturma (TSG Nordwest/7.504 Punkte) gehört zu diesem Paket. Sinning hatte im vergangenen Sommer beim Europäischen Olympischen Jugendfestival (EYOF) den dritten Platz, Sturma bei den U20-Europameisterschaften den sechsten Rang erreicht. Ab 1. Januar 2016 neu im Frankfurter Trikot (und zugleich Mitglied des Förderkonzepts) ist die Fünfte der deutschen U23-Bestenliste im Hammerwurf, Katharina Mähring (Unterländer LG/60,30 Meter). „Sie wird in der Gruppe von Michael Deyhle in Berlin trainieren und hin und wieder in Frankfurt“, sagt Tröger. Insgesamt acht Nachwuchs-Leichtathleten profitieren von der höchsten Förderung bei der Eintracht. Eine Stufe darunter gibt es ein Nachwuchs-Elite-Team. Es scheint, als bewege sich bei dem Klub endlich etwas in die richtige Richtung. Es sind zumindest weitaus bessere Botschaften als vor zwölf Monaten, als mit Carolin Schäfer (TV Friedrichstein), Maryse Luzolo und Elena Kelety (beide Königsteiner LV) drei große Talente den Verein verließen.


Mona Gottschämmer bei der HLV-Gala (Foto: Christiane Mader)

Inwieweit der Rückkehr des 31-jährigen Gaba sportlich Sinn macht, wird sich zeigen. Der gebürtige Friedberger hat zwar in den vergangenen zwei Sommern unter Trainer Volker Beck wieder in die Spur gefunden, seine 400-Meter-Bestzeit (45,47 Sekunden/2015: 46,15) steht aber schon seit neun Jahren. Damals wurde Gaba deutscher Meister, im Einzelrennen folgten weitere DM-Triumphe in den Jahren 2010 und 2014. Bei den Europameisterschaften 2014 lief der Hesse auf den sechsten Platz (45,83). Mit der DLV-Staffel sind seine internationalen Erfolge bedeutender - erwähnt seien die EM-Plätze drei (2012) und vier (2006, 2010). Tröger erhofft sich von der Last-Minute-Verpflichtung („Unser Budget war ausgereizt, aber wir haben von externen Partnern kleine finanzielle Zusagen bekommen“) auch eine Renaissance der Frankfurter 4x400-Meter-Staffel. Sofern der DM-Zeitplan 2016 in Kassel dies zulässt. Am Start sein könnten dann 400-Meter-Hürdenspezialist Georg Fleischhauer, Gaba und Fabian Christ, dessen Zehnkampfkarriere aufgrund einer langwierigen Ellbogenverletzung für etwa zwei Jahren ruhen wird. Der 7.574-Punkte-Mann (2014 als U20-Athlet) wird künftig von Beck trainiert und für die Ein-Runden-Hatz fit gemacht. Was noch fehlt, logisch, ist ein schneller vierter Mann.


Steven Müller (Foto: Universität Kassel)

Was es sonst noch für Wechselgeschichten gibt in Hessen? Stefan Dietl, mit 61,57 Metern drittbester Hammerwerfer des Landes, Fünfter der deutschen U23-Meisterschaften und Dritter der Polizei-DM, verlässt Eintracht Frankfurt und trägt künftig das Trikot der LG ovag Friedberg-Fauerbach. Die Nummer 17 der DLV-Jahresbestenliste startet damit für denselben Klub wie der zwei Jahre älterer Bruder Sebastian. Der Diskuswerfer greift schon sein 2014 für den Verein aus der Wetterau zur Wurfscheibe. Dort ist demnächst auch Sprinter Steven Müller verortet. Der 25-Jährige lief bislang für den LC Paderborn, gewann 2015 die deutschen Hochschultitel über 100 und 200 Meter und wird mit Bestzeiten von 10,57 sowie 21,22 Sekunden geführt. Müller, der in Kassel wohnt, wird weiterhin von Otmar Velte trainiert.

Uwe Martin

 


01/12/2015