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HLV-Verbandstag 2017: Signale des Aufbruchs


HLV-Präsidentin Anja Wolf-Blanke (Foto: Jens Priedemuth)

Auf dem 44. Verbandstag des Hessischen Leichtathletik-Verbandes (HLV) am Samstag, 22. April, im Bürgerhaus Florstadt wurden die Personallücken im Präsidium geschlossen und wegweisende Kernpunkte formuliert für den Aufbruch in eine stabile landesweite Zukunft der olympischen Kernsportart. Die 129 Delegierten sprachen sich mit klarer Mehrheit für eine weitere Amtsperiode von Präsidentin Anja Wolf-Blanke (Riedstadt) aus, die ehemalige Hochspringerin führt den HLV seit neun Jahren. Besetzt wurden zwei zuvor vakante Posten. Neuer Vizepräsident Finanzen ist der 58-jährige Lutz Ernst vom TSV Dudenhofen; als Vizepräsident setzte sich der 53-jährige Peter Grunwald (Kreisvorsitzender Kassel/TG Wehlheiden) in einer „Kampfabstimmung“ gegen Jochen Miersch durch. Eine weitere Veränderung gab es im Ressort Öffentlichkeitsarbeit. Hier löst der 50-jährige Jens Priedemuth aus dem Hochtaunuskreis seinen Vorgänger Tammo Lotz ab, der aus beruflichen Gründen nicht zur Wiederwahl stand.

Der HLV geht also personell gestärkt in die Periode bis zum nächsten Verbandstag - dieser wird im vierten Quartal 2019 in Wetzlar stattfinden. Die Stadt in Mittelhessen lag in der Wahlgunst der Delegierten knapp vor der Konkurrenz aus Seligenstadt. Wetzlar ist damit nach 1967 erneut Gastgeber des HLV-Verbandstags.

Dass in der globalen Leichtathletik längst nicht alles Gold ist, was anscheinend glänzt, ist hinlänglich bekannt. Lediglich als Stichworte seien genannt: Korruption und Manipulation im Weltverband, die staatliche Dopingaffäre in Russland und weitere Dopingfälle in Kenia und anderen Staaten. Von den daraus resultierenden Platzierungs- und Medaillenverschiebungen sind auch hessische Topathleten betroffen gewesen. Darüber hat hlv.de berichtet. Doch auch in Hessen gibt es Problemfelder, den Blick nach vorne gerichtet könnte man von Herausforderungen sprechen. „Wir stehen bei zunehmenden Aufgabenfeldern bezüglich des ehrenamtlich geführten und oft hoch gelobten, aber mit immer mehr gesetzlichen Auflagen belasteten deutschen Vereinswesens vor einer Zäsur“, formulierte Anja Wolf-Blanke in ihrer Rede. „Wir sind an einer Grenze angekommen, die finanziell und personell kaum mehr zu bewältigen ist. Entweder begnügen wir uns damit, dass nur Personen, die im Ruhestand oder finanziell gänzlich unabhängig sind, ehrenamtlich tätig sein können, oder wir müssen über andere Strukturen nachdenken.“


Die Geehrten vom HLV-Verbandstag, von links Klaus Schuder, Enrique Tortell, Joachim Kany, Erich Schneider, Rolf-Achim Dörr, Dr. Gerd Erich Pfeiffer, Joachim Bauer und Otto Lenz (Foto: Jens Priedemuth)

Hintergrund der mahnenden Worte ist auch die fehlende Planungssicherheit mit Blick auf die angestrebte Spitzensportreform sowie die Schwierigkeit, alljährlich einen ausgeglichen Haushalt vorzulegen. Die erwirtschafteten Eigenmittel und die öffentlichen Mittel reichen zur Finanzierung der Verbands-Serviceleistungen nicht mehr aus, die Akquise externer Partner (Sponsoren) gestaltet sich schwierig. Schwerpunktmäßig sollen in Anja Wolf-Blankes vierten Amtszeit deshalb sechs Themenkreise in den Fokus genommen werden:

- Arbeitserleichterung- und Zeitersparnis: Von dem 2016 eingeführten EDV-Verwaltungsprogramm Phönix sollen Kreise und Vereine noch stärker profitieren - durch die Einsicht und teilweise Pflege eigener Startpass- und Trainerlizenzen sowie Vereinsdaten. Auch Anmeldungen zu Aus- und Fortbildungen werden möglich sein. Zudem soll die Barzahlung des Meldegeldes entfallen und über eine zentrale Rechnungsstellung der Geschäftsstelle abgewickelt werden.

- Stärkung der medialen Präsenz: Im Zuge des Relaunchs der HLV-Homepage, in den auch die Kreise einbezogen werden, geplant für den Herbst 2017, wird sich der Verband dem sozialen Netzwerk Facebook weiter öffnen und zudem Instagram und Twitter widmen.

- Attraktivere Gestaltung der Wettkämpfe: So wie bei den deutschen U23-Titelkämpfen 2015 in Wetzlar und den nationalen Meisterschaften 2016 in Kassel soll den Athleten und Zuschauern bei Landesmeisterschaften ein hochwertiges Paket an Serviceleistungen angeboten werden. Dazu gehören bargeldloses Meldewesen, ein elektronischer Stellplatz, WLAN-Verbindung aller Wettkampfanlagen, elektronische Anzeigetafeln, personelle Aufstockung der Moderation.

- Ausbau der Stützpunktarbeit. Die 2015 mit finanzieller Unterstützung der Kreise implantierten dezentralen Stützpunkte sollen weiter gestärkt werden. Etwa durch Buchung von Landestrainern für Vor-Ort-Referate, einer neuen Arbeitsgruppe „Lehre“ und einer Ausweitung der Qualifizierung für Heimtrainer. Möglichkeiten hierfür wären Hospitationen bei Landestrainern sowie E-Learning.

- Förderung des Gesundheitssports: Eine neue Arbeitsgruppe „Gesundheits-, Präventions- und Freizeitsport“ soll auf in diesem gesellschaftlich überaus relevantem Terrain Präsenz zeigen und dadurch neue Mitglieder gewinnen.


Das neue Präsidium nach dem HLV-Verbandstag 2017 mit Wilfried Bluhm, Till Helmke, Sven Lindemann, Erich Schneider, Lars Vogel, Anja Wolf-Blanke, Martin Rumpf, Thomas Wellenhöfer, Klaus Schuder, Enrique Tortell, Lutz Ernst, Peter Grunwald, Johannes Willschewski, und Jens Priedemuth (Foto: HLV)

- Stärkung der Finanzkraft: Das Präsidium plant die Gründung einer gemeinnützigen Fördergesellschaft GmbH, deren alleiniger Gesellschafter des HLV sein soll. Ziel ist es, den Verband finanziell unabhängiger zu machen. Dadurch sollen - jenseits der per Satzung vorgegebenen Aufgaben - zusätzliche Finanzmittel akquiriert werden. Dabei spielt eine Rolle, dass viele Unternehmen zunehmend Projekte unterstützen, aber bei langfristigen Verträgen mit Verbänden eher zögerlich sind.

„Vor uns liegen große Aufgaben. Aber es lohnt sich, neue Wege zu gehen“, sagte Anja Wolf-Blanke am Ende ihrer knapp 20-minütigen Rede.

Die Signale deuten also darauf hin, dass sich der HLV den Aufgaben in einer sich verändernden Gesellschaft sukzessive stellt. Und dennoch: Das Problemfeld Ehrenamt bleibt. Ein Beispiel sind die Statistiker Roland Haupt (Schüler und DMM) und Otto Lenz (Aktive und Jugend), die beide ihre zeitintensiven Posten schon sehr lange ausüben und nun noch ein Jahr dranhängen. Nachfolger sind erwünscht - bislang jedoch nicht gefunden. Apropos: Nachfolger der langjährigen Fachwartin Senioren Margret Lehnert (Pfungstadt) ist Nils Milde von der LG Eder.

Uwe Martin

 


23/04/2017