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Carolin Schäfer und Claudia Salman-Rath: Siebenkampf-Weltklasse im Doppelpack


Claudia Salman-Rath (Foto: IRIS)

Ziehen wir dieses Wochenende 27./28. Mai, das Mehrkampf-Meeting im österreichischen Götzis (Vorarlberg), einmal etwas anders auf. Quasi von hinten, über die Statistik. Wobei die oberflächlichen Fakten über die sensationellen Leistungen von Carolin Schäfer und Claudia Salman-Rath natürlich schon bekannt sind. Die Olympiafünfte Schäfer verbesserte ihren persönlichen Rekord - und damit auch den Hessenrekord - von 6.557 auf 6.836 Punkte, was ihr in dem Weltklassefeld hinter der Olympiasiegerin Nafissatou Thiam (Belgien/7.013) Platz zwei auf dem Podest einbrachte. In der sogenannten ewigen deutschen Bestliste rückte die 25-Jährige aus Hessen auf Rang fünf vor. Den deutschen Rekord hält Sabine Braun (TV Wattenscheid), sie sammelte vor 25 Jahren – auch in Götzis – 6.985 Punkte. Claudia Salman-Rath war bislang bei 6.462 Punkten angelangt, diese Leistung datiert von der WM 2013 in Moskau. Damals wurde sie Vierte, 15 Punkte fehlten zu Bronze. Nun sind es 6.580 Punkte – Platz fünf in Götzis und Rang zehn in der ewigen deutschen Bestenliste. Dazu später mehr.

In der medialen Betrachtung stand seit dem späten Sonntagnachmittag Carolin Schäfer im Mittelpunkt, was einerseits verständlich ist, schließlich machte sie mehr oder weniger zwei Schritte in einem Wettkampf mit einem Plus von 279 Punkten, direkt hinein in die absolute Weltklasse. Dorthin, wo auch bei der WM in London vom 4. bis 13. August die Medaillen vergeben werden. Und Claudia Salman-Rath? Die 31-Jährige fiel in der Berichterstattung ziemlich hinten herunter, mal mehr, mal etwas weniger. Meistens begannen die Sätze mit „… auch Rath mit neuer…“ Nun könnte man sagen: „The winner takes it all“ – aber so einfach sollte man es sich nicht machen.

Denn Claudia Salman-Rath sprang in Götzis zu Beginn des zweiten Tages im dritten Versuch 6,86 Meter weit. Regional bewertet, ist dies ein neuer Hessenrekord, den vormals Xenia Stolz (Wiesbadener LV) mit 6,74 Metern inne hatte. Aufgestellt vor zwei Jahren in Bad Langensalza. Drei Bewertungsstufen oberhalb ist festzuhalten: 6,86 Meter bedeuten aktuell Platz zwei in der Weltjahresbestenliste. Oder, anders formuliert: Claudia Salman-Rath hat in einem Wettkampf zwei WM-Normen abgehakt, persönliche Bestleistungen inklusive. Dass sie in der Halle als EM-Dritte bereits 6,94 Meter erzielt hatte, soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden.


Carolin Schäfer (Foto: IRIS)

Was im Kontext Weltklasse-Siebenkampf in Götzis auch gesagt werden muss: Carolin Schäfer und Claudia Salman-Rath sind in Hessen groß geworden, die eine in Bad Wildungen, die andere bei der LG Dornburg im Westerwald. Mittlerweile tragen wieder beide das Trikot der LG Eintracht Frankfurt. Doch wie jüngst zu lesen stand, gab es in der Trainingsgruppe des einst gemeinsamen Coaches Jürgen Sammert unlängst eine Veränderung. Claudia Salman-Rath wird nun von Weitsprung-Bundestrainer Uli Knapp in Saarbrücken betreut. Über die Gründe hieß es m DLV-Mitteilungsportal leichtathletik.de, zitiert wurde der Leitende Direktor Sport Idriss Gonschinska: „In der Trainingsgruppe von Jürgen Sammert mit zwei Weltklasse-Athletinnen wie Carolin Schäfer und Claudia Salman-Rath herrschte eine enorme Konkurrenz-Situation." In solchen Situationen lasse sich eine individuelle Betreuung und Steuerung der Athletinnen nicht immer optimal gestalten. "Daher habe ich nach intensiver Abstimmung mit Jürgen Sammert, Wolfgang Kühne und Uli Knapp die Entscheidung getroffen, diese Situation aufzulösen, um für beide Athletinnen eine optimale Betreuung zu garantieren.“

Abschließend noch ein paar Worte zur ewigen deutschen Bestenliste, die man unter ethisch-moralischen, also Fairplay-Aspekten, auch im Siebenkampf nicht als Hort der Wahrhaftigen interpretieren sollte. Denn unter den besten Zehn sind fünf Leistungen, die entweder belegt oder mit hoher Wahrscheinlichkeit dem DDR-Staatsplanthema 14.25, also verordnetem Doping, zuzuschreiben sind. Als da wären: Sabine Paetz (Leipzig/6.946 Punkte/1984), Ramona Neubert (Dresden/6.935 Punkte/1983), Anke Behmer-Vater (Neubrandenburg/6.858 Punkte/1988). Ines Schulz (Karl-Marx-Stadt, heute Chemnitz/6.660 Punkte/1988) und Sibylle Thiele (Berlin/6.6635 Punkte/1986).

Damit sind nach aktuellem Stand bei der WM in London wohl (mindestens?) fünf Hessen dabei. Katharina Heinig (LG Eintracht Frankfurt) ist bereits nominiert für das Marathonrennen, Kathrin Klaas (LG Eintracht Frankfurt) hat im Hammerwurf die WM-Norm erfüllt, Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar) hat am vergangenen Wochenende die 200-Meter-Norm unterboten und ist aus der Staffel ohnehin nicht wegzudenken.

Uwe Martin

 


29/05/2017