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U20-EM mit Harsy, „Lisa-Power“ und Elena Kelety


Abflug nach Grosseto - Niklas Harsy

Heute beginnen die U20-Europameisterschaften in Italien, genauer in Grosseto in der Toskana im Stadio Olimpico Carlo Zecchini. Der Hessische Leichtathletik-Verband (HLV) ist mit vier Athleten vertreten, wie berichtet sind dies Lisa Oed vom SSC Hanau-Rodenbach und Lisa Tertsch (ASC Darmstadt/beide 3.000 Meter Hindernis), Elena Kelety (Königsteiner LV/4x400 Meter) sowie Niklas Harsy (LAZ Gießen/über 800 Meter. Die „Lisa-Power“ beginnt am heutigen Abend um 19.25 Uhr mit den Vorläufen, das Finale ist für Samstag, 22. Juli, 17.50 Uhr, terminiert. Die U23-EM endet am Sonntag, 23. Juli, und bis dahin wird man im frei empfangbaren, linearen Fernsehen nur einmal bewegte Bilder sehen können: In der Nacht von Samstag auf Sonntag (23.45 bis 1.30 Uhr) gibt es eine Zusammenfassung des dritten Tages. Wer mehr möchte, muss kostenpflichtige Zusatzpakete buchen, dann ist man bei Eurosport 2 (in HD) im Bild. Womit wir schon bei dem kostenfreien Livestream wären, der unter http://www.eurovisionsports.tv/eaa angeboten wird. Über die 18-jährigen Lisa Oed (p.B. 10:19,62) und Lisa Tertsch (10:22,76) sind auf dieser Website schon viele Zeilen veröffentlicht worden. Beide haben Chancen, das Finale zu erreichen, was bei insgesamt 31 Teilnehmerinnen nicht einfach werden dürfte. Doch wer ist Niklas Harsy?

Der junge Mann ist 19 Jahre alt, qualifiziert für die U20-EM hat es sich am 3. Juni beim Abendsportfest in Pfungstadt mit einer Zeit von 1:50,40 Minuten, eine Zehntel unterhalb der DLV-Norm. Harsys Stammverein ist die TSG Lollar. Beruflich begann er nach dem Abitur eine Ausbildung zum Industriekaufmann in der Fresenius-Unternehmensgruppe in Bad Homburg, befindet sich im zweiten Lehrjahr. Arnulf Rücker, Laufbahnberater des Olympiastützpunkts Hessen in Frankfurt, war behilflich bei der Suche nach einer Stelle, die Job und Leistungssport ermöglicht. Harsy fühlt sich bei Fresenius gut aufgehoben, er hat eine 37,5-Stunden-Woche, aber Freistellungen für Trainingslager und Wettkämpfe. Was etwas anstrengend ist, sich aber ohne Wohnortwechsel nicht vermeiden lässt: Harsy sitzt jeden Tag eineinhalb Stunden im Auto, um von Gießen nach Bad Homburg und wieder zurück zu kommen. Macht wöchentlich 800 Kilometer. Er möchte bei den Unternehmen bleiben und „Geld verdienen, mich hocharbeiten und intern weiterbilden“. Ein Studium zieht der Mittelstreckenläufer nicht in Erwägung.


Niklas Harsy und Trainer Erich Gebhardt (Foto: Jens Priedemuth)

Harsy war früher Fußballer und hat nur deshalb schweren Herzens aufgehört, weil er in der Leichtathletik talentierter gewesen ist. Seit seinem 13. Lebensjahr wird er betreut von Erich Gebhardt, der bei der HLV-Verabschiedung der internationalen hessischen Nachwuchs-Leichtathleten als „Trainer-Legende“ bezeichnet wurde. Wohl auch deshalb, weil er Anfang der 2000er Jahre Katharina Döring (LAZ Gießen) trainiert hat. Döring gewann unter anderem 2001 die deutsche B-Jugendmeisterschaft über 800 Meter in 2:08,79 Minuten (!), obwohl sie noch der Schülerklasse angehörte.

Leicht hat es Gebhardt, der nach Grosseto mit dem Privatwagen und auf eigene Kosten gefahren ist, nicht immer mit Harsy: In der Wintervorbereitung hat sein ansonsten sehr konsequenter, ehrgeiziger und professionell strukturierter Schützling den Ausdauerbereich vernachlässigt. „Das muss anders werden“, sagt Gebhardt. „Die Konsequenzen trage ich jetzt“, sagte Harsy unlängst in einem Interview. „Ich regeneriere langsamer und verkrafte nicht so viele Einheiten pro Woche.“ Doch ansonsten hat das Duo alles richtig gemacht. In Pfungstadt lief Harsy die EM-Norm, mit seinem Klub wurde er deutscher U23-Vizemeister mit der 4x400-Meter-Staffel, zuletzt verbesserte er sich auf der 400-Meter-Unterdistanz auf 48,42 Sekunden. Die Form stimmt also vor dem Debüt im Nationaltrikot. „Das EM-Halbfinale ist realistisch und mein Ziel. Ich will mich gut verlaufen.“ So wie alle 37 gemeldeten Teilnehmer. Runde eins wird am Freitag, 21. Juli, um 10.50 Uhr gestartet, das Halbfinale einen Tag später (16.30 Uhr), das Finale steigt am Sonntag, 23. Juli, 17.15 Uhr. „Ich traue ihm bei schnellem Rennverlauf durchaus eine Zeit von 1:49 Minuten zu“, meint Gebhardt.

Uwe Martin

 


20/07/2017