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"Die Heimtrainer können vom HLV profitieren"
Michael Siegel und Markus Czech im Interview


Michael Siegel und Markus Czech (Foto: Carsten Ebert)

Der Leichtathletik-Sommer 2014 hat gerade begonnen - Grund genug für hlv.de, zwei Verantwortliche aus dem Bereich Leistungssport zum Interview zu bitten: HLV-Vizepräsident Leistungssport Markus Czech und Michael Siegel, Referent Leistungssport im Hessischen Leichtathletik-Verband (HLV). Der Gesprächsschwerpunkt wurde monothematisch gewählt: Thema sind die komplexen Kaderstrukturen in Hessen und in Deutschland. Was sich wohinter verbirgt, wird von den beiden Fachleuten ausführlich erläutert.



A-, B-, C-Kader, mit und ohne TopTeam-Status, D1-, D2- E-Kader, U23-Kader. Können Sie etwas Licht ins Dunkel bringen, was sich dahinter jeweils verbirgt?

Czech: Im Rahmen der Leistungssportförderung in der Leichtathletik müssen wir zuerst einmal nach den Zuständigkeiten unterscheiden. Wie in jeder im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) organisierten Sportart ist auch die Leichtathletik in einem Bundesfachverband und seinen Landesverbänden organisiert. Die jeweiligen Nationalmannschaften werden durch den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) berufen, unterstützt und finanziert. Die Bezeichnungen, die man in diesem Zusammenhang häufig zu lesen bekommt sind A-Kader, B-Kader, C-Kader, TopTeam oder JuniorEliteTeam. Der DLV unterscheidet in seiner Förderung Nationalmannschaft mit und ohne TopTeam-Status. Athleten im TopTeam erhalten die maximale Förderung. Hierbei handelt es sich um potentielle Medaillenkandidaten bei internationalen Meisterschaften im Erwachsenenalter. Analog zu sehen ist das JuniorEliteTeam, das sich vorwiegend auf den Bereich U23 bezieht. Unsere Förderung im HLV beginnt mit den E-Kadern für die jüngsten Athleten, die noch nicht disziplinbezogen ausgerichtet sind, über D2- und D1-Kader für die Altersbereiche 14 bis 19, die deutlich leistungs- und disziplinorientiert gefördert werden. Zusätzlich dazu haben wir für unsere U23-Athleten, die bis dahin noch keinen Bundeskaderstatus erlangen konnten, die Förderung im sogenannten U23-Kader ins Leben gerufen. Diesen Athleten soll damit eine Möglichkeit geboten werden, in den nächsten ein bis zwei Jahren in die Nationalmannschaft aufzurücken.

Wie wird strategisch die Berufung in einen Landeskader beim HLV eingeordnet?

Siegel: Die Berufung in einen Landeskader ist in die strategische Zielsetzung des Nachwuchsleistungssports von Jugendlichen und Heranwachsenden im Hinblick auf internationale Nachwuchsmeisterschaften einzuordnen. Dies umfasst die U18-WM bis zur U23-EM. Mit angepassten Trainingsmitteln und -methoden muss ein Aufbau hin zu Olympischen Spielen gegeben sein. Selbstverständlich wird nicht jeder Kaderathlet den Sprung zu einer internationalen Meisterschaft schaffen. Das erwarten wir auch nicht, schließlich stehen wir mit den Landeskadern für Talente am Anfang der sportlichen Sichtung. Minimalziel eines jeden Kaderathleten muss es jedoch sein, erfolgreich bei den deutschen Nachwuchsmeisterschaften zu starten. Diese minimale Zielstellung vermissen wir leider allzu oft. Unsere Aufgabe ist es also, gemeinsam mit unseren Partnern, den Heimtrainern und dem DLV, Wege einer erfolgreichen Karriere in der Leichtathletik aufzuzeigen. Das bedeutet oftmals deutliche Veränderungen im bisher gewohnten Umfeld eines Athleten. Ein ganz entscheidender Faktor ist hierbei die Unterstützung der Eltern. Ohne die läuft nichts.

Welche Kriterien muss ein Athlet erfüllen, um in einen HLV-Landeskader nominiert zu werden?

Siegel: Wir fördern Athleten in unterschiedlichen Kategorien, vom E- Kader bis zum U23-Kader, entsprechend der Kaderbildungsrichtlinien sowie der Kaderrichtwerte und der minimalen Zielstellung einer erfolgreichen DM-Teilnahme. Darüber hinaus muss der Fokus der hochtalentierten Athleten auf den internationalen Nachwuchsmeisterschaften liegen. Zudem ist die Integration in einen Landeskader an die kooperative Zusammenarbeit mit dem Förderpartner HLV, die Einhaltung der Athletenvereinbarungen sowie der Anti-Doping-Erklärung und eine sportfachliche Zusammenarbeit mit den Landes- und Kadertrainern gebunden.

Czech: Für unser Empfinden liegt das Hauptkriterium in der Bereitschaft zur Zusammenarbeit der Vereinstrainer und der Athleten mit dem Verband. Gemeinsam genutzte Ressourcen sollen die Athleten in ihrer leistungssportlichen Entwicklung fördern.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit den Landes- und Kadertrainern aus?

Czech: Primär geht es um die Entwicklung der Nachwuchsathleten in Hessen. Dazu möchten wir seitens des HLV die hohe Kompetenz unserer Landes- und Kadertrainer, allein schon aufgrund deren Ausbildung und Erfahrungsschatz mit Spitzenathleten, nutzen, damit die Heimtrainer profitieren. Dazu ist aber eine Bereitschaft zum Dialog und zur Akzeptanz der Professionalität seitens der Heimtrainer notwendig. Das Ziel besteht darin, bestmöglich die Entwicklung unserer Athleten voranzutreiben. Wir sehen eine große Chance, leistungssportorientiertes Handeln auf eine breitere Basis zu stellen, indem sich die Beteiligten permanent austauschen. Daraus entstehen nach unserer Vorstellung Netzwerke, die ihre jeweiligen Zentren in den Stützpunkten haben. Ein solches Zentrum wird dann entweder als Bundesstützpunkt/Landesleistungszentrum oder Landesstützpunkt bezeichnet.

Siegel: Sportfachlich gibt es eine regelmäßige Zusammenarbeit in den HLV-Trainerteams. Des Weiteren sind wir im Aufbau von Kompetenzteams in den verschiedenen Disziplinblöcken. Unser Ziel ist es, mit den Spezialisten der Kompetenzteams einen kontinuierlichen Informationsaustausch auf der Grundlage von Jahresplanungsgesprächen für die hochtalentierten Athleten, einer grundlegenden Saisonplanung zur optimalen Gestaltung der Trainings- und Regenerationsprozesse sowie der Wettkampfplanung für die Gesamtkader zu erreichen. Die Richtlinienkompetenz für den Nachwuchsleistungssport muss dazu eindeutig definiert und umgesetzt werden.

Für junge Athleten heißt es nun sich selbst zur Aufnahme in einen Kader zu bewerben. Warum?

Czech: Wie bereits im Rahmen der Leistungssportförderung des Verbandes beschrieben, ist unser Hauptanliegen, dass Athleten und ihre persönlichen Trainer bereit sind zur Zusammenarbeit mit dem Verband. Um dies bestmöglich zu erreichen, wollen wir bei der Besetzung unserer Kader einen neuen Weg gehen. Eine persönliche Bewerbung des Athleten, der gefördert werden möchte, beschreibt gleichzeitig seine Motivation und sein Interesse an der Zusammenarbeit mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen und Strukturen des Verbandes. Die alleinige Erfüllung der Kaderrichtwerte brachte in der Vergangenheit die aktuell leistungsstärksten Athleten hervor, die aber nicht alle zu einer Zusammenarbeit bereit waren. Nach unserer Meinung ist dieses Vorgehen in Ergänzung leistungssportlicher Richtwerte ein Konzept, das es zu testen gilt.

Welche Rolle spielt Teamwork in einer Individualsportart?

Czech: Den Begriff Teamwork mit unserer Sportart zu verbinden, mag auf den ersten Blick weit hergeholt klingen. Innerhalb einer Mannschaftssportart klingt es einleuchtend, wenn man mit Hilfe von Teamwork ein gemeinsames Ziel verfolgt. Aber auch für einen Individualisten ist es wichtig, auf dem langen Weg seiner Leistungsentwicklung mit Spaß und freundschaftlicher Unterstützung gemeinsam Höhen und Tiefen zu meistern. Der einzige Unterschied liegt bei Leichtathleten darin, dass jeder einzelne Athlet am Wettkampftag seine eigene Leistung zu erbringen hat. Der Begriff Gruppendynamik ist für jeden Sportler wichtig für die persönliche, charakterliche Bildung.

Siegel: Spitzenleistungen, selbst im Nachwuchsbereich, sind ohne die Unterstützung durch ein kompetentes Team kaum zu entwickeln. Mir erscheint ein regelmäßiger Fachaustausch zur Optimierung der Trainingsprozesse und der Erweiterung der grundlegenden Handlungskompetenz in der Betreuung von Athleten durch Teamwork als sinnvoll und nahezu unabdingbar. Auch für junge Athleten ist Teamwork in einer funktionierenden Trainingsgruppe ein wichtiges Gut. Athleten müssen sich auf das kommende Training freuen können, nur so entstehen gute Leistungen im Training und Wettkampf.

Welche Wünsche haben Sie an die Heimtrainer in Hessen?

Czech: Vertrauen und viele konstruktive Gespräche!

Siegel: Dem habe ich nichts hinzuzufügen.


Die Bewerbungsunterlagen zum Download

 


27/05/2014