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Medizin - Gesundheit - Medikamente - Anti-Doping
Teil 3

Essstörungen im Sport

Essstörungen im Sport sind nicht gerade selten. Denken wir an das „Abkochen“ der Boxer, Ringer, Skispringer, Turner usw., deren Sport fast zwangsläufig mit einem bestimmten Körpergewicht verbunden (und „gebunden“) ist. Es ist bei einigen Sportarten von wesentlicher Bedeutung, ob ich 61 oder 59 kg wiege. „Abkochen““ heißt ja letztlich nichts anderes als „Gewicht verlieren“; manche Sportler sprechen auch von „Gewichtmachen“. Einige Sportler in der Leichtathletik betonen manchmal ihren Kampf mit dem Gewicht. Eine Hochspringerin (groß gewachsen und gertenschlank) sagte mir, dass sie sich im Vergleich zu anderen wie ein Pummelchen fühlt – und dies bei einem Body Mass Index (BMI) von unter 20! Hier zeigt sich natürlich sofort der Unterschied zum sogenannten normalen Leben: Während man einen BMI von bis zu 25 (medizinisch unbedenklich ist auch ein Wert bis zu 27, 28) als normal ansieht, ist dies bei vielen Sportarten undenkbar. Stellen Sie sich eine Turnerin von 165 cm Körperhöhe und einem Körpergewicht von 65 kg vor; dieses Mädchen hätte nicht die geringste Chance im internationalen Turngeschehen. Betrachten wir Skispringer, Eiskunstläufer, Synchronschwimmen, Wasserspringen, Tanzen, Reiten, Segeln, Radfahren oder auch Langstreckenläufer, dann ist hier ein niedriger BMI ein Muss! Also könnte man folgern: Bestimmte Sportler müssen Gesundheitseinschränkungen in Kauf nehmen, um in der Spitze mithalten zu können. Betrachten wir einmal die zwei bekanntesten Essstörungen näher: Anorexia nervosa und Bulimia nervosa. Interessant ist, dass 90 Prozent der Essstörungen das weibliche Geschlecht betreffen. Die Anorexia nervosa (A.n.) ist gekennzeichnet durch einen BMI unter 17.5 kg/m_ und einen selbst herbeigeführten Gewichtsverlust. Meist liegt dieser Gesundheitsstörung eine Körperschemastörung zugrunde, d. h. die betreffende Person ist nicht in der Lage, ihre Proportionen richtig zu deuten. Auch wird eine verzögerte/gestörte präpubertäre Entwicklung und eine endokrine Störung auf der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse diskutiert. Hierbei tritt oftmals eine Amenorrhoe (Menstruationsverlust) und Libido-/Potenzstörungen mit auf. Die A. n. betritt etwa ein Prozent der Bevölkerung. Und leider muss nach den vorliegenden Studien von einer Todesrate von 5 bis 10% ausgegangen werden. In nicht wenigen Fällen treten zahlreiche körperliche Folgeschäden auf, z. B. Bradykardie (Verlangsamung des Herzschlages), Bradypnoe (Verlangsamung der Atmung), arterielle Hypotonie (Blutunterdruck), Hypothermie (Abfall der Körperwärme), Akrozyanose (blaurote Verfärbung an Fingern, Nase, Knie, Zehen), Verlust an Knochenmasse, Neigung zur Anämie (Blutarmut), Elektrolytstörungen (Herz!), gestörte Infektabwehr, Haut-, Nagel- und Haarveränderungen, Störung der Schilddrüsenfunktion, Nierenschäden und noch andere. Die Anorexia nervosa ist eine gefährliche Krankheit und das Abwerten, wie es heute oftmals mit den Worten: „Na ja, sie hungert einmal wieder, um eine Modelfigur anzustreben“, ist grundsätzlich falsch. Die oder der Betreffende sollte möglichst rasch einer effektiven Psychotherapie (hier: Verhaltenstherapie) zugeführt werden. Bei der Anorexia athletica hat der Sportler zuerst das Ziel, sein Gewicht zu verringern, um seine sportliche Leistung zu verbessern. Die Athleten betreiben oftmals eine zwanghafte körperliche Aktivität. Heißhungerattacken und Abführmaßnahmen treten auf. Nach Abschluss der sportlichen Karriere stellt sich normalerweise wieder ein normales Gewicht ein; bei 4 bis 7% entwickelt sich jedoch eine A. n. oder eine Bulimia nervosa (B. n.). Die Bulimia nervosa zeichnet sich durch Ess-(Fress-)Attacken aus, bei denen sehr große Mengen Nahrung in kurzer Zeit aufgenommen werden (bekannt wurde eine Kanadierin, die in einer Stunde 25 Doppelburger verschlang), durch gleichzeitige Angst vor einer Gewichtszunahme und einem immer wiederkehrenden Erbrechen der Nahrung. Etwa 1 bis 3% der Bevölkerung sind davon betroffen; die Diagnose ist gewichtsunabhängig! Probleme bei der B. n. sind in der Regel: chronische Heiserkeit, Ohrspeicheldrüsenschwellungen, Speiseröhren-, Zwölffingerdarm- und Magenerkrankungen, Durchfälle und Verstopfungen, Herzrhythmusstörungen, Muskelkrämpfe, Krampfanfälle, Depressionen. Auch hier helfen Psychotherapie (Verhaltenstherapie) und ein ständiges Training des Essverhaltens. (Lit.: Wanke/Petruschka/Korsten-Reck: Ess-Störungen und Sport, DZSpM, 55/2004).

Immer wieder: Impfen
Weite Teile von Hessen gehören inzwischen zu den „zeckensensiblen Gebieten“. Es wird dringend empfohlen, sich gegen die FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) impfen zu lassen! Und wenn man schon dabei ist: Impfpass gehört zu jedem Sportler! Zumindest folgende Impfungen sollten selbstverständlich sein (für alle!): Diphtherie, Tetanus, Polio, Hepatitis A (besser noch: A+B), Röteln, Grippe.

Dr. Gerd E. Pfeiffer (Gelnhausen)

 


01/04/2010