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Medizin - Gesundheit - Medikamente - Anti-Doping
Teil 6

Fair Play?

Bei der Tour de France 1904 geschahen merkwürdige Dinge: Ein Fahrer schlief auf dem Fahrrad ein, stürzte - und schlief weiter; ein anderer erkrankte plötzlich an einem typhusähnlichen Durchfall, nachdem er aus einer Flasche getrunken hatte, die ihm aus dem Begleitauto gereicht wurde; der Dritte litt ebenso plötzlich an einem unerträglichen Hautjucken; ebenso ein vierter Fahrer, der schon nach der ersten Etappe ein wundgescheuertes Hinterteil aufwies. Nach und nach stellte sich heraus, dass man dem gestürzten Fahrer eine mit Veronal (starkes Schlafmittel) präparierte Hühnerkeule als Zwischenmahlzeit angereicht hatte, bei dem durchfallgeplagten Rennfahrer war die Trinkflasche mit einem Abführmittel „vergiftet“, den sich unerlässlich juckenden Sportlern wurde Juckpulver in die Kleidung gestreut und das wundgescheuerte Hinterteil wurde mit Schmirgel in der Rennhose hervorgerufen. Von Scherben und Nägeln auf den Straßen, angefeilten Fahrradrahmen sowie - selbstverständlich unerlaubten - abkürzenden Eisenbahnfahrten während der Tour gar nicht zu sprechen. Dass es den Bedingungen des Fair Play nicht entsprach, als sich 1932 der unterlegene italienische Ringer später in den Umkleideräumen mit dem Dolch auf den Sieger (Brendel, Deutschland) stürzte, ist unbestritten. Dass Brendel nach dieser Attacke noch die Goldmedaille gewann, sprach für sein hervorragendes Nervenkostüm.

Gefährliches Inhalieren?

Äußerst beliebt - auch bei vielen asthmaerkrankten Sportlern - sind inhalative Kortikoide, also Sprays mit Cortison. Eine kanadische Studie ergab jetzt eine Zunahme von Lungenentzündungen bei häufigem Spraygebrauch.

Ulrike Spitz: Wir müssen Doping bekämpfen

Die ehemalige Leiterin der NADA-Kommunikation hob in einem Gespräch mit dem Triathlonmagazin TRITIME hervor, dass Doping die Werte Toleranz, Chancengleichheit, Leistung und Fairness angreift. Doping greift den Stellenwert des Sportes als Ganzes in der Gesellschaft an; der dopende Sportler leistet somit auch einen vorsätzlichen Betrug an der Gesellschaft und deren Glaubwürdigkeit. Doping im Sport ist vergleichbar mit Bestechung, Betrug, unerlaubtem Anwenden von Insiderwissen und Industriespionage in der Wirtschaft. Doping fügt einer Sportart nicht nur mediale, sondern auch erhebliche wirtschaftliche Schäden zu: Teamauflösungen, Event-Absagen (Radsport), Verbandsprobleme (Reiter), Trainerproblematik (Leichtathletik), Sponsorenrückzug (Radsport, Ski) usw. Ein gut organisiertes Kontrollsystem garantiert zwar keine 100-prozentige Sicherheit, schafft aber die notwendigen Rahmenbedingungen.

Immer wieder: NEM
NEM (Nahrungsergänzungsmittel) erfreuen sich immer wieder einer besonderen Beachtung bei Sportlern. Nicht umsonst hat der Umsatz inzwischen dreistellige Millionenbeträge erreicht, teilweise die Milliardengrenze überschritten. Noch einmal: Eine ausgewogene Mischkost ist auch für Leistungs- und Hochleistungssportler ausreichend, um den Energie- und Nährstoffbedarf zu decken! Gegen die Einnahme von Vitaminen und Mineralstoffe (in physiologischer Dosierung!) ist nichts einzuwenden. Ob ein Bedarf dafür vorliegt, ist durch ärztliche Untersuchungen festzustellen, in Frage kommen eigentlich nur Eisen und Magnesium. Dann sollten erlaubte Medikamente eingenommen werden und keine NEM. Der Einsatz von NEM bei Sportlern beruht zum größten Teil auf Nichtwissen, Nachahmen, Nichts-verpassen-wollen, obskuren Empfehlungen, getürkten Studien usw. Chrysin, Guarana, Tribulus Terrestis können ebenso wie asiatische Tees unerlaubte Wirkstoffe enthalten. Aber leider fallen immer wieder viele Sportler auf die Werbefeldzüge der Industrie (auch vieler Apotheken und Ärzten) herein. Es ist in fast 100 Prozent der Fälle völlig inakzeptabel, dass Sportlern suggeriert wird, sie müssten ihre Selen-, Kalzium- oder Vitaminwerte bestimmen lassen. Dies ist Scharlatanerie!

Dr. Gerd E. Pfeiffer (Gelnhausen)

 


01/04/2010